Sport Handball-Nationalteam testet in Leipzig

Will sich wieder Gehör verschaffen: Christian Prokop, nach der EM angezählt.
Will sich wieder Gehör verschaffen: Christian Prokop, nach der EM angezählt.

«Leipzig.» Es war keine Entscheidung wegen Christian Prokop, aber sie sorgt dafür, dass dem Handball-Bundestrainer der Neuanfang etwas leichter fallen dürfte. Das erste Länderspiel nach der enttäuschenden EM im Januar findet heute (19 Uhr) in Leipzig statt. In der Heimat Prokops treffen die Deutschen in einem Testländerspiel auf Serbien.

Beliebt sind die Länderspiele Anfang April im Grunde bei kaum jemanden. Die Pause im Saisonendspurt der nationalen und internationalen Vereinswettbewerbe ist den Klubtrainern nicht recht, und vielen Spielern fällt es schwer, den vollen Fokus auf die Nationalmannschaft zu legen, schließlich liegt der Jahreshöhepunkt bereits hinter der Auswahl des deutschen Handball-Bundes (DHB). Es gibt aber einen elementaren Unterschied zu den April-Länderspielen der vergangenen Jahre, denn die Duelle gegen Serbien heute und am Samstag (in Dortmund) sind die ersten Länderspiele nach dem neunten Platz bei der EM in Kroatien und der daraus resultierenden Debatte um den Bundestrainer. Plötzlich finden die Partien gegen den EM-Zwölften ein außerordentliches Interesse, und dabei geht es nicht in erster Linie um die Ergebnisse. Die harten Faktoren rücken in den Hintergrund, die weichen werden beobachtet. Wie gehen Nationalspieler und der Trainer miteinander um, wie äußern sie sich übereinander? Fortan wird genau hingeschaut, und alles wird analysiert – auch wenn das vermutlich nicht ganz fair ist. Aber die offensichtlichen Konflikte während des ersten großen Turniers für Prokop führten zu einer speziellen Situation vor der WM im eigenen Land im kommenden Januar. „Natürlich wird jetzt jeder draufschauen, das wissen wir“, sagte Axel Kromer. Der Vorstand Sport des DHB weiß um die besondere Lage: „Speziell im ersten Spiel wird darauf geachtet, wie oft der Magnetstein während der Auszeit von rechts nach links geschoben wird.“ Die Verantwortlichen des Verbandes nahmen bei ihrer Entscheidung, mit Prokop weiterzuarbeiten, in Kauf, dass der Fokus auf dem Trainer ausgerichtet bleiben wird. „Es ist mit Sicherheit ein Startschuss für unsere Heim-Weltmeisterschaft. Ich möchte nicht zurückblicken“, sagte Prokop gestern. Der 39-Jährige hatte nach der Europameisterschaft und den während des Turniers entstandenen atmosphärischen Störungen zur Mannschaft viele Gespräche mit der Verbandsführung und mit Spielern geführt. Im Nachgang der EM hatte der Bundestrainer zudem Fehler eingestanden, wozu er zuvor nicht bereit gewesen war. Elf Akteure sind nach den kurzfristigen Absagen von Hendrik Pekeler (grippaler Infekt) und Steffen Fäth (Schulterprobleme) in Leipzig dabei, die auch bei der EM in Kroatien zum Einsatz kamen. Und die möchten möglichst auch nicht mehr über das Vergangene sprechen. „Für uns ist das Thema gegessen, wir schauen nur nach vorne. Wir sind auf Wiedergutmachung aus“, sagte Patrick Wiencek. Der Kreisläufer vom THW Kiel hatte während der EM zum Kreis der Akteure gezählt, die sich intern deutlich über die Kommunikation des Bundestrainers beklagt hatten. „Die Mannschaft soll im Fokus stehen, nicht ich“, formulierte Prokop seine Hoffnung.

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