Fußball Manuel Neuers Comeback im Nationalteam ist ein Signal

Bei den Fans, ob groß oder klein, unverändert beliebt: Autogrammstunde mit Manuel Neuer.
Bei den Fans, ob groß oder klein, unverändert beliebt: Autogrammstunde mit Manuel Neuer.

550 Tage hat Manuel Neuer nicht für Deutschland gespielt. Im Test gegen die Ukraine ist die Nummer eins rechtzeitig vor der EM bereit. Der Torwart brennt auf sein achtes großes Turnier.

Die Liebe für Manuel Neuer ist ungebrochen. Am Supermarkt im Weimarer Land oder bei der Ankunft im fränkischen EM-Quartier – ein Selfie mit der alten und neuen Nummer 1 im deutschen Tor ist der Goldstandard der Fans, der Kreischfaktor der Kids nur bei Zauberfuß Jamal Musiala höher. Auch bei Julian Nagelsmann steht der 38-Jährige hoch im Kurs. Dass Neuer im EM-Eröffnungsspiel gegen Schottland zwischen den Pfosten stehen werde, „ist ja klar“, sagte der Bundestrainer.

Wobei: So klar schien das lange nicht – ganz im Gegenteil. Dass Manuel Neuer im vorletzten EM-Test (Montag, 20.45 Uhr/ARD) gegen die Ukraine in Nürnberg sein erstes Länderspiel nach 550 Tagen bestreiten kann, grenzt an ein medizinisches Wunder. Ein Comeback wie es dem „einzigartigen“ Neuer nach seinem komplizierten Beinbruch gelang, sagte sein Münchner Klubtrainer Thomas Tuchel, schaffe „vielleicht einer von 20 Millionen Spielern“. Zunächst beim FC Bayern, jetzt beim DFB für die Heim-EM im Sommer.

Die Patzer sind abgehakt

Neuer brennt auf sein achtes (!) großes Turnier. „Meine Euphorie ist groß, ich bin positiv gestimmt auf die EM“, sagte er: „Es kann losgehen. Ich freue mich auf das, was kommt.“ Ein Comeback mit Signalwirkung. Die Patzer nach einer Weltklasse-Leistung gegen Real Madrid oder am letzten Bundesliga-Spieltag gegen Hoffenheim scheinen abgehakt, Zweifel beiseite geräumt, der jüngste Magen-Darm-Infekt ist überstanden. Mitspieler Joshua Kimmich spricht wie Tuchel von einer „unglaublichen Leistung, die er da vollbracht hat – nicht, dass er zurückgekommen ist, sondern auch die Art und Weise“. Neuer habe „unfassbare Aktionen und Spiele“ gezeigt. „Das gibt einem auf dem Feld ein sehr gutes Gefühl“, meinte Kimmich, „so einen Torhüter hinter sich zu haben“.

Genauso ist es bei Nagelsmann auf der Bank. Der Bundestrainer legte sich früh auf Neuer als Stammtorwart fest, im März raubte er dem „ewigen“ Stellvertreter Marc-André ter Stegen die letzten Hoffnungen auf den EM-Platz im deutschen Tor. Neuers DFB-Comeback verschob sich damals wegen einer Verletzung im Training, doch Nagelsmann betonte, der Münchner habe „jetzt extrem lange sehr stabil gespielt. Die Entscheidung steht. Die werde ich nicht wegen eines Muskelfaserrisses, der in acht Tagen ausgestanden ist, revidieren.“ Das war ganz im Sinne der vielen Neuer-Fans.

Manuel Neuer im Training.
Manuel Neuer im Training.

Vergleichsweise harmlos war gegen den Beinbruch die Trainingsverletzung im März, die ein Mitwirken Neuers bei den Tests in Frankreich (2:0) und gegen die Niederlande (2:1) verhindert hatte. Und erst recht der Magen-Darm-Infekt, der Neuer zu einem verspäteten Einstieg in die EM-Vorbereitung zwang. Der Routinier weiß nach 117 Länderspielen, wie richtungsweisend der Ukraine-Test und der finale EM-Prüfstein Griechenland am Freitag in Mönchengladbach sein werden. „Die beiden Testspiele sind sehr wichtig für uns, das ist die letzte Wasserstandsmeldung. Wenn wir positive Ergebnisse gestalten, lässt sich das erste Spiel etwas einfacher gestalten“, ahnt Neuer.

Nagelsmann kann mit einem mittlerweile gut gefüllten Kader seinen radikalen EM-Personalplan fortführen. Fest steht: Drei Änderungen zu den März-Mutmachern wird es gegen die Ukraine mindestens geben. „Wir versuchen, dem zarten Pflänzchen Stabilität zu verleihen“, hatte Nagelsmann als Motto für die Vorbereitung ausgegeben. Neuer spielt anstelle von ter Stegen. Die Stammkräfte Toni Kroos und Antonio Rüdiger fehlen nach ihrem Champions-League-Triumph mit Real Madrid gegen ihre Dortmunder EM-Kollegen Niclas Füllkrug und Nico Schlotterbeck noch.

Es gibt Änderungen

Die erste Vertretung für Kroos ist Pascal Groß. Für Rüdiger könnte Stuttgarts Waldemar Anton in der Abwehrkette aufrücken. Füllkrug und Schlotterbeck gehören ohnehin zu den Ergänzungsspielern im deutschen Aufgebot. Nagelsmanns Königsklassen-Quartett wird erst nach dem Testspiel in Franken eintreffen.

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