Sport Mehr als ein heißer Flirt

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Halle/Westfalen. Die deutschen Handballer mit ihrem neuen Trainer Christian Prokop sind im Alltag angekommen. Weil der erfolgreich gemeistert wurde und die EM-Qualifikation nach vier von sechs Gruppenspielen erreicht wurde, ist die gegenseitige Gewöhnung weit vorangekommen. Zudem steht der Auswahl des Deutschen Handball-Bundes jetzt ein torgefährlicher Rückraumspieler mehr zur Verfügung.

Andreas Wolff hatte als Erster gemahnt. „Am Samstag erwartet uns ein völlig anderes Spiel, weil die Slowenen aus den Fehlern lernen werden und in Halle nicht so unter Druck stehen wie hier in Ljubljana“, sagte der Torwart der deutschen Nationalmannschaft. Der Mann vom THW Kiel stand in den Katakomben der Arena Stozice und hätte Grund gehabt, sich einfach nur zu freuen. Wolff wusste jedoch um die neue Situation, die nach dem 32:23-Triumphzug im ersten Duell gegen Slowenien entstanden war. Der Stammkeeper sollte recht behalten, denn das 25:20 im Rückspiel am Samstag in Halle in Westfalen war weit weniger berauschend, brachte für das Team und den neuen Coach aber dennoch, oder gerade wegen der veränderten Ausgangslage, wichtige Erkenntnisse. In Slowenien waren die deutschen Spieler auf einer Welle des Glücks durch die 60 Minuten gesurft und teilweise der Perfektion nahegekommen. Zu keinem Zeitpunkt war der Sieg gefährdet, sodass es für Prokop wichtig war, im Rückspiel zu erleben, wie sich seine Spieler aus schwierigen Situationen befreien. „In den kritischen Phasen haben wir gut gearbeitet“, sagte der neue Chef und meinte jene Momente, als seine Mannschaft eine 16:11-Führung beim 18:16 fast verspielte. Jetzt war kein Zauber gefragt, sondern seriöse und gute Abwehrarbeit. Prokop konnte sich auf die Leidenschaft seiner Spieler verlassen. Und die merkten, dass der Plan des Trainers funktionierte. In Halle war die Idee des Spiels von Prokop wieder ein Stück deutlicher zu erkennen. In der Defensive verlangt er viel, körperlich und mental müssen die Akteure auf der Höhe sein. Der Lohn der vielen kurzen Wege, die Prokop einfordert, sind die immer verzweifelter werdenden Versuche des Gegners, Lücken in dem Bollwerk zu finden. „Wir hatten gute Antworten für alles, was die Slowenen probiert haben. Wir haben uns nicht aus der Bahn werfen lassen“, sagte Kreisläufer Patrick Wiencek und lobte indirekt die taktischen Vorgaben. Offensichtlich hat es beim ersten Date zwischen Trainer und Mannschaft heftig gefunkt. Jetzt bleibt abzuwarten, ob daraus eine Liebesbeziehung wird. „Es war eine tolle Stimmung in der gesamten Lehrgangswoche, es war konzentriert, aber auch sympathisch“, formulierte Prokop die Liebeserklärung an sein neues Team. Ein fester Bestandteil dieses Teams dürfte in der Zukunft Philipp Weber sein. Der linke Rückraumspieler der HSG Wetzlar machte in beiden Partien gegen Slowenien nachhaltig auf sich aufmerksam. Er steuerte jeweils vier Tore bei und beeindruckte durch Tempo und Durchsetzungsvermögen.

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