Sport Muffensausen

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Die Psyche spielt im Fußball eine große Rolle. Und sie ist manchmal ein gemeiner Hund. Man kann sich nicht auf sie verlassen. Wäre alles vorhersehbar, dann hätte Mainz 05 die Gladbacher Borussen an die Wand gespielt. Das 2:2 in München und der 1:0-Sieg davor gegen Hertha BSC hätten für die Endphase der Saison den entscheidenden Schub gegeben, der Gast vom Niederrhein wäre vom Verletzungspech gepeinigt und vom Aus im Pokal gezeichnet in die Arena gekrochen. Das Gegenteil war der Fall. Die „Nullfünfer“ spielten eine Stunde lang wie Angsthasen. Sicher, Referee Sascha Stegemann votierte bei zwei diskutablen Zweikämpfen im Strafraum der Borussia auf Weiterspielen und erkannte einen Treffer des FSV wegen einer vermeintlichen Abseitsstellung nicht an. Gleichwohl war der 2:1 (1:0)-Sieg des Gastes durch Tore von Lars Stindl und Nico Schulz bei einem Gegentreffer von Yoshinori Muto überaus verdient. Die böse Psyche. Sie wird die „Nullfünfer“ auch in den verbleibenden drei Partien beschäftigen. Nur das bessere Torverhältnis trennt den FSV vom Relegationsplatz, der Hamburger SV und der VfL Wolfsburg sind zählergleich. Es geht nun auch darum, die eigene Leistung kritisch zu hinterfragen, ohne sich selbst in Schutt und Asche zu argumentieren. Wenigstens in dieser Hinsicht waren die Mainzer Spieler nach dem Abpfiff am Samstag auf der Höhe. „Die erste Halbzeit war jetzt nicht so, dass wir am Schluss sagen müssten, wir hätten es absolut verdient, einen Punkt zu holen“, gestand Mittelfeldspieler Fabian Frei. Innenverteidiger Alexander Hack erklärte: „Dass man vielleicht einen Elfmeter nicht bekommt, dass ein paar Szenen vielleicht kein Abseits waren, ist natürlich bitter. Aber wir können dem Schiedsrichter keinen Vorwurf machen – wir haben es selbst verbockt in der ersten Halbzeit.“ Stefan Bell empfahl jedoch: „Wir sollten uns von einem Spiel nicht alles kaputt machen lassen.“ Mit Passion und Kampf hat sich Mainz 05 seit 2009 und mittlerweile 269 Bundesliga-Partien von einem Abstiegsplatz ferngehalten. Gegen die Borussia fehlten die Mainzer Kardinaltugenden bis in die zweite Hälfte hinein. „Wer gedacht hat, dass wir die letzten vier Spiele so durchziehen wie das Berlin-Spiel, der versteht den Fußball nicht“, sagte Trainer Martin Schmidt: „Wir stehen da hinten, weil wir ein Team sind, das Leistungsschwankungen hat.“ Problem nur: Zu keinem anderen Zeitpunkt sind Form-Amplituden derart unpassend wie in der „Crunch time“, der kritischen Phase. Offenbar scheiterte der FSV auch an der Taktik. Schmidt hatte seine Elf auf einen Gegner mit viel Ballbesitz eingeschworen, auf aggressive Balleroberung und rasantes Umschalten. Die Borussia umging dies, indem sie das Mittelfeld mit langen Schlägen überbrückte. Schmidts Elf wusste nicht, wie ihr geschah. Von den Zweikämpfen, die es dennoch gab, verlor sie zu viele. 56 Prozent. Am Sonntag gastiert der FSV beim HSV, der sich in Augsburg mit 0:4 blamierte. Dass die „Rothosen“ abermals so desolat auftreten, sollten die Rheinhessen nicht glauben. Im Volkspark feierten Lewis Holtby und Co. schon sieben Siege in dieser Saison. Der FSV, der in der Fremde mit erst drei Erfolgen nicht gerade Angst und Schrecken verbreitet, landete in eigener Arena einen Sieg weniger. Die Psyche dürfte wieder einmal von großer Bedeutung sein. Die Psyche, dieser gemeine Hund.

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