Sport Offensive bleibt Großbaustelle
KAISERSLAUTERN. Das war knapp. Lukas Görtler strich sich mit der Hand durch die Haare. Der 21 Jahre alte Stürmer des 1. FC Kaiserslautern hatte die größte Chance des Südwest-Derbys gegen den Karlsruher SC. Torwart René Vollath aber war mit Glück und Geschick noch rechtzeitig zur Stelle. So blieb es am Ende bei der Null – vorne wie hinten.
„Wir haben in den vergangenen Wochen viele individuelle Fehler gemacht, die zu Gegentoren und Niederlagen geführt haben. Deshalb war es zunächst wichtig, die Defensive zu stabilisieren“, sagte Marcel Gaus, der seine Sache als FCK-Linksverteidiger erneut gut machte – normalerweise ist er weiter vorne zu finden. „Wir hätten den Fans gerne den Sieg geschenkt, aber letztlich war nach dem 2:0 gegen Sandhausen jetzt auch der eine Punkt ein Schritt in die richtige Richtung“, meinte FCK-Kapitän Daniel Halfar, „auch wenn wir insgesamt trotz allem natürlich nicht zufrieden sind.“ Die Lauterer stehen fünf Spiele vor Schluss als Elfter der Zweiten Fußball-Bundesliga zehn Punkte vor Relegationsrang 16. „Wir haben die Trendwende geschafft, die Nadel zeigt wieder nach oben“, sagte Kaiserslauterns Trainer Konrad Fünfstück mit Blick zurück auf die fünf Niederlagen in Serie im Februar und März, „wir waren ja schon in Schutt und Asche geredet worden.“ Dass es unterm Strich alles andere als wunschgemäß gelaufen ist für die Roten Teufel, liegt neben den krassen individuellen Fehlern auch an der Sturmmisere. Zu lange glaubte Ex-Sportdirektor Markus Schupp vorigen Sommer, in Simon Terodde oder Bobby Wood einen seiner Wunschkandidaten für den Angriff bekommen zu können. Terodde, in dieser Saison bisher 19-mal erfolgreich, aber entschied sich für einen Verbleib beim VfL Bochum. Wood wechselte lieber zu Union Berlin als in die Pfalz; er hat in dieser Runde bislang 16 Tore erzielt. Beim FCK indes suchte man einen so torgefährlichen Spieler vergebens. Nicht umsonst ist die Offensive eine Großbaustelle geblieben. Auf die meiste Einsatzzeit kam bisher Kacper Przybylko, fünf Tore in 27 Partien aber sind zu wenig für einen Angreifer. Die Sturmpartner des 23-Jährigen wechselten oft; erst war es der launische Mateusz Klich als hängende Spitze, dann der ähnlich inkonstante Antonio Colak, auch Görtler durfte mal, als Joker gefiel Maurice Deville. Im Winter kam der kampfstarke Jón Dadi Bödvarsson, den Schupp zwar erst ein paar Monate später, dafür aber ablösefrei bekam. Zuletzt war er Przybylkos Sturmpartner. Am Sonntag erhielt Stehaufmännchen Görtler, dem vorige Woche nur ein Tribünenplatz blieb, wegen seiner kämpferischen Qualitäten den Vorzug vor „Pritsche“. Er war engagiert, im Abschluss aber auch glücklos. „Ich hatte viele Aufs und Abs, aber ich bin ein junger Spieler, kann noch viel lernen. Es gibt bessere Fußballer, aber ich werfe immer alles an Leidenschaft und Einsatz rein“, sagte Görtler. Und Przybylko? Der wurde am Sonntag gegen den KSC nicht mal eingewechselt – und feuerte vor Enttäuschung sein gelbes Aufwärmleibchen zu Boden. Der FCK kann den Neuanfang in Liga zwei planen, die Stürmerfrage wird auch für den demnächst zu benennenden neuen Sportchef eine ganz entscheidende werden.
