Sport Plötzlich mischt Bottas mit

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Sotschi. Platz zwei in Sotschi beim Formel-1-Rennen ärgert Sebastian Vettel nur ein bisschen. Dass es statt Toprivale Lewis Hamilton dessen Teamkollege Valtteri Bottas vor ihm ins Ziel schaffte, verleiht dem Duell weitere Schärfe.

Nach seinem Wutausbruch samt gestrecktem Mittelfinger, weil er bei seiner finalen Aufholjagd von Bottas` Ex-Teamkollegen Felipe Massa im Williams beim Überrunden aufgehalten wurde, fand Sebastian Vettel schnell wieder die Beherrschung. Für allzu schlechte Laune vor der Abreise aus Sotschi gab es beim Hessen auch keinen Grund. Ganz im Gegenteil: Dass Valtteri Bottas nun bei Mercedes mit seinem ersten Grand-Prix-Sieg zum ernsthaften Formel-1-Konkurrenten des überraschend strauchelnden Silberpfeil-Stars Lewis Hamilton geworden ist, kann für Ferrari-Fahrer Vettel noch von Vorteil sein. Entsprechend gönnerhaft präsentierte sich der Deutsche nach seinem zweiten Platz beim Großen Preis von Russland hinter Bottas, obwohl er noch auf der Schlussrunde wegen einer zeitraubenden Überrundung stinksauer war. „Im ersten Moment beißt man sich in den Hintern. Unterm Strich können wir aber am besten einschätzen, wie man am Lenkrad drehen muss, und er hat das super gemacht“, sagte Vettel. Siegdebütant Bottas ist der Nachfolger im Weltmeister-Auto von Mercedes nach dem Rücktritt von Titelträger Nico Rosberg. Der 27 Jahre alte Finne startete zwei Wochen vorher schon zum ersten Mal in seiner Karriere von der Pole Position, diesmal machte er Startrang drei hinter Vettel und dessen Ferrari-Teamkollege Kimi Räikkönen auf den ersten Metern wett und gewann vor Vettel und Räikkönen. Hamilton wurde nur Vierter. „Das ist nicht das Ende der Welt“, betonte der 32 Jahre alte Brite, der 2014 und 2015 in Russland gewann. Sein Rückstand im Klassement wuchs auf 13 Punkte. „Ich denke daran im Moment nicht“, behauptete er. Hamilton beschäftigte zwei Wochen vor dem Europa-Auftakt in Barcelona vielmehr, warum er diesmal in Russland überhaupt nicht zurecht kam. „Zu jammernd, zu unbeständig, zu angespannt“, höhnte die „Gazzetta dello Sport“ über den Superstar. Die Folge des Formtiefs: Zum ersten Mal wurde der 54-malige Grand-Prix-Gewinner vom neuen Teamkollegen klar geschlagen. „Obwohl er darauf bestand, nicht nur als Lückenbüßer zu dienen, trauten ihm nur wenige zu, den dreifachen Weltmeister zu übertrumpfen“, schrieb die britische „Times“ ein wenig erstaunt. Droht den Silberpfeilen nun etwa die Fortsetzung des teilweise eskalierten Stallduells zwischen Hamilton und Rosberg? Teamchef Toto Wolff bemühte sich am Sonntagabend im Fahrerlager von Sotschi, solchen Spekulation den Schwung zu nehmen. „Beide wollen Rennen gewinnen und um die WM kämpfen“, sagte er: „Aber ich denke nicht, dass es die Beziehung und die Dynamik im Team beeinflusst, wie es das in den vergangenen Jahren zwischen Nico und Lewis getan hat.“ Das Verhältnis zwischen beiden sei komplett anders. „Ich wusste immer, dass ich gute Resultate erzielen kann, wenn alles richtig läuft“, sagte Bottas. Er tat dies in dem ruhigen Tonfall, den die Formel 1 schon von seinen Landsleuten Mika Häkkinen und Kimi Räikkönen kennt. An seiner Entschlossenheit sollte man deswegen aber nicht zweifeln. „Diese ganzen Fragen und Spekulation um Nummer-zwei-Fahrer berühren mich nicht.“ Sein einziges Karriereziel sei es, Weltmeister zu werden. |dpa

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