Eishockey Punktebilanz hellt die Stimmung des deutschen WM-Teams auf

Die Offensivkraft und vor allem Effizienz der Amerikaner waren am Samstagabend erdrückend. Hier gelingt Michael Kesselring gegen
Die Offensivkraft und vor allem Effizienz der Amerikaner waren am Samstagabend erdrückend. Hier gelingt Michael Kesselring gegen Torwart Matthias Niederberger das 2:0.

Der WM-Start verläuft für die deutsche Nationalmannschaft eher erwartungsgemäß, mit Licht und Schatten. Personell sieht die Lage dagegen nicht gut aus. Immerhin kommt noch einmal Verstärkung aus Nordamerika.

Drei Punkte nach zwei WM-Spielen machen Harold Kreis froh. „Nehme ich“, sagte der Eishockey-Bundestrainer in Ostrava. Der sportliche Start mit dem starken 6:4 am Freitag gegen die Slowakei und dem ernüchternden 1:6 am Samstagabend gegen das Star-Ensemble der USA gerät vor den nächsten Spielen in Tschechien aber in den Hintergrund.

Der drohende Ausfall vor allem von NHL-Profi Nico Sturm sowie Abwehrspieler Maksymilian Szuber und Fabio Wagner bereiten dem Coach einige Sorgen. „Wir werden schauen, wie die Genesung ist“, sagte Kreis. „Wir haben die Erwartungen und Hoffnungen, dass sie bald wieder fit sind.“ Ob das Trio gegen Mitfavorit Schweden am Montag (20.20 Uhr/ProSieben und MagentaSport) wieder mitwirken kann, ist offen.

Verletzungsbedingt nur Tribünengäste, aber da wenigstens noch gut gelaunt: Maksymilian Szuber und Nico Sturm (vorn).
Verletzungsbedingt nur Tribünengäste, aber da wenigstens noch gut gelaunt: Maksymilian Szuber und Nico Sturm (vorn).

Vor allem das Fehlen von Sturm von den San Jose Sharks schmerzt die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes enorm. Die herbe Pleite gegen die USA am Samstagabend, die höchste Niederlage in knapp anderthalb Jahren unter Bundestrainer Kreis, hätte auch der 29-Jährige nicht verhindern können. Doch gerade für den weiteren Turnierverlauf ist Sturm auf und neben dem Eis fast unersetzlich.

„Jeder verletzte Spieler ist ein Ausfall für uns“, sagte Kreis. Nähere Angaben zu Verletzungen gibt es im Eishockey in wichtigen Phasen einer Saison oder eines Turniers bekannterweise nicht. „Sie fehlen natürlich“, sagte Verteidiger Kai Wissmann vom deutschen Meister Eisbären Berlin.

Der Start war gelungen

Zufriedenheit herrscht beim Vizeweltmeister dagegen grundsätzlich mit dem bisherigen WM-Start. „Am Freitag war es eine reife Leistung“, beschrieb Kapitän Moritz Müller das überzeugende 6:4 gegen den Olympia-Dritten Slowakei. Gegen die USA fehlten laut dem Routinier etwas mehr als 24 Stunden später „mental ein paar Körner“.

Die abgebrühten Amerikaner mit zahlreichen Top-Stars nutzten jeden Fehler der deutschen Auswahl gnadenlos aus. „Es war gut zu sehen, was mir machen können, um mitzuhalten. Es war aber auch gut zu sehen, was wir nicht machen dürfen“, sagte Wissmann. Er fand: „Es war ein guter Lerneffekt.“

Gegen die mit 20 NHL-Profis agierenden US-Amerikaner kam die deutsche Mannschaft zwar auch zu guten Chancen und hatte Pech mit zwei Lattenschüssen. Gegen die Power und Cleverness der Stars aus Nordamerika waren Müller und Co. aber chancenlos. Münchens Torhüter Mathias Niederberger, der für den geschonten NHL-Keeper Philipp Grubauer zwischen den Pfosten stand, verhinderte mit zahlreichen Paraden eine noch höhere Niederlage.

„Es geht jetzt darum, das Ergebnis richtig einzuordnen“, forderte Kapitän Müller: „Wir werden erst mal in Ruhe schauen, was wir gegen die USA gemacht haben. Wir müssen jetzt analysieren, das Spiel dann abhaken, am Sonntag mentale Kraft aufladen und am Montag angreifen.“

Der nächste Brocken

Nach dem spielfreien Sonntag folgt dann die nächste schwere Aufgabe. In Schwedens Team, das zum Auftakt die USA mit 5:2 düpierte, wartet in Ostrava laut Wissmann erneut ein „Brocken“. „Da gehen wir sicher nicht als Favorit ins Spiel, da müssen wir realistisch bleiben“, betonte der Berliner. Auch Coach Kreis forderte von seinen Profis, „ein anderes Spiel an den Tag zu legen“.

In der Aufarbeitung dürfte es vermehrt um die Defensive gehen. Ohne Weltklasse-Verteidiger Moritz Seider aus der NHL, der diesmal nicht zur Verfügung steht, wackelt die deutsche Abwehr immer wieder. Die Ausfälle von Szuber und Wagner kommen noch hinzu. Zehn Gegentore nach zwei Spielen sind deutlich zu viel. „Das werden wir uns angucken“, versicherte Kreis.

Zumindest gibt es gegen den elfmaligen Weltmeister Verstärkung aus Nordamerika in der Offensive. Lukas Reichel, der für die Chicago Blackhawks in der NHL aktiv ist, wird voraussichtlich erstmals bei den Titelkämpfen in Tschechien für die deutsche Auswahl auflaufen. Der 21-Jährige stieß am Freitagabend zur Mannschaft und wurde gegen die US-Boys noch geschont.

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