Sport Schiss? Nein, danke

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Es war gegen 15.45 Uhr, als es in der Münchener Allianz-Arena gongte. Der Signalton, dass sich in einem anderen Bundesliga-Stadion etwas ereignet hatte. Tatsächlich: „Tor in Frankfurt“, leuchtete es von der Anzeigetafel herunter auf die mit 75.000 Besuchern ausverkauften Ränge. Noch war unklar, für wen. Dann aber: 1:0 für den FC Augsburg. Martin Schmidt, der Trainer des 1. FSV Mainz 05, nahm den Treffer des Konkurrenten im Kampf gegen den Abstieg zur Kenntnis. Es war das erste und letzte Mal während der Partie bei den Münchener Bayern, dass er nach oben schaute und sich über Zwischenstände auf den anderen Plätzen informierte. „Ich habe gemerkt, dass mir das nicht guttut“, erzählte Schmidt später, „plötzlich kommst du ins Überlegen und folgst nicht mehr deinem Plan.“ Der Schweizer predigt seiner Elf wie eine Gebetsmühle, nur auf sich zu schauen – da konnte er selbst diese Order nicht missachten. Mit dem 2:2 ergatterte der FSV einen Punkt, der in der Endabrechnung den Unterschied zu seinen Gunsten ausmachen kann. Bojan erzielte mit seinem ersten Tor für die „Nullfünfer“ nach drei Minuten das 0:1. Nach 68 Minuten hatte der Spanier seine Schuldigkeit getan. Er war körperlich am Ende. „Ich war wirklich froh über mein Tor, das gibt mir Selbstvertrauen“, sagte er. Arjen Robben traf zum 1:1. Bei einem Konter im eigenen Stadion! Die eh forschen Mainzer wuchsen durch ihre Leistung auf dem Rasen noch mehr und wurden immer mutiger. Übermütig sogar? „Vielleicht ein bisschen“, sagte Schmidt, „aber das kannst du dann nicht mehr stoppen.“ Daniel Brosinski verwandelte einen Foulelfmeter zum 1:2 (40.). Nach dem Seitenwechsel schnürten die Bayern ihren Gast immer mehr ein, ohne zu glänzen. Thiago egalisierte (73.). Mit Glück und Geschick verteidigte der FSV den Teilerfolg. Die Einwechslungen halfen dabei. Leon Balogun kam für den an Übelkeit leidenden Brosinski. Er verrichtete als Linksverteidiger einen exzellenten Job, trieb Robben zur Weißglut. „Er hat ihm den Zahn gezogen“, lobte Schmidt. Balogun sagte: „Wir haben uns sehr mutig präsentiert, weil jeder weiß, dass man hier nichts holen kann, wenn man mit Schiss in der Hose anreist.“ Torhüter Jannik Huth stieß ins selbe Horn: „Klar sind hier andere Namen, gegen die man spielt, aber Schiss hatte ich nicht. Nur Respekt vor diesem Riesenverein und diesen Weltklassespielern.“ Alexander Hack meinte: „Wer es hier nicht mutig angeht, ist selbst schuld. Deshalb haben wir uns den Punkt verdient.“ Er selbst hatte etwas Dusel, ein Foul an Robert Lewandowski blieb folgenlos. „Nachdem ich die Fernsehbilder gesehen habe, muss ich sagen, dass man da auch Elfmeter pfeifen kann“, bekannte Hack. In der vergangenen Saison gewann der FSV in München 2:1. Die Mainzer Torschützen damals, Jhon Córdoba und Jairo Samperio, fehlten nun verletzt. Auch ohne den Sturmbrecher und den Flügelflitzer präsentierten sich die „Nullfünfer“ mitnichten wie ein Kellerkind. Zu guter Letzt konnte Martin Schmidt sogar auf die anderen Ergebnisse schauen. Und lächeln. Augsburg, Hamburg, Wolfsburg, Ingolstadt – alle verloren. Platz 13. „Wir dürfen uns nicht blenden lassen“, mahnte Manager Rouven Schröder, „es ist nur ein Punkt zur Relegation.“ Mainz 05 wird fokussiert bleiben. „Wir haben es in der eigenen Hand“, betonte Schröder. Besser kann es nicht sein.

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