Fussball Turbulenter Abend: Flick bleibt, Hopfen muss gehen

Die Mannschaft scheint Hansi Flick (vorn) hinter sich zu haben.
Die Mannschaft scheint Hansi Flick (vorn) hinter sich zu haben.

Hansi Flick bleibt nach dem Aus bei der WM in Katar Bundestrainer. Die Entscheidung wird am Mittwoch in einem Hotel nahe Frankfurt/Main getroffen. Es bleibt nicht der einzige wichtige Beschluss dort, wie die Mitteilungen de frühen Abends zeigen.

Der Bundestrainer macht weiter, die DFL-Geschäftsführerin hört auf: Binnen 41 Minuten sind nach zwei Treffen im gleichen Hotel in der Nähe von Frankfurt/Main zwei zentrale Personalentscheidungen im deutschen Fußball verkündet worden. Zunächst teilte der Deutsche Fußball-Bund (DFB) am Mittwochabend nach einer Krisensitzung mit, dass Hansi Flick die Nationalmannschaft auch nach dem Vorrunden-Aus bei der Weltmeisterschaft in Katar weiter betreut. Die Deutsche Fußball-Liga (DFL) und Donata Hopfen beenden zum Jahresende dagegen die Zusammenarbeit, wie der Ligaverband wenig später bekannt gab.

Der 57 Jahre alte Flick soll die DFB-Elf zur Heim-Europameisterschaft 2024 führen. Flicks Vertrag läuft bis nach dem nächsten Turnier. Nationalmannschafts-Direktor Oliver Bierhoff war dagegen zuvor nach 18 Jahren beim DFB aus der sportlichen Leitung ausgeschieden. Bierhoffs Nachfolge ist vom Verband bislang noch nicht geregelt worden.

„Eine große Chance verpasst“

„Mein Trainerteam und ich blicken optimistisch auf die Europameisterschaft im eigenen Land. Wir als Mannschaft können viel mehr erreichen, als wir in Katar gezeigt haben. Wir haben dort eine große Chance verpasst“, sagte Flick. „Daraus werden wir unsere Lehren ziehen.“

Flick saß am Mittwoch bei dem rund zweistündigen Krisengipfel mit DFB-Präsident Bernd Neuendorf und DFL-Aufsichtsratschef Hans-Joachim Watzke in einem Hotel in Neu-Isenburg zusammen. Das Trio konnte sich nach dem nächsten Scheitern der deutschenAuswahl in der WM-Gruppenphase vier Jahre nach dem historischen Aus unter Joachim Löw in Russland auf eine weitere Zusammenarbeit verständigen.

„Ich habe Vertrauen in den heute verabredeten, gemeinsamen Weg mit Bernd Neuendorf und Aki Watzke. Wir alle möchten, dass sich bei der Heim-EM 2024 wieder ganz Deutschland hinter der Nationalmannschaft versammelt“, sagte der Bundestrainer. Am Dienstag hatte Flick den Abschied von Bierhoff (54), seinem engsten Vertrauten, extrem bedauert.

Vorerst Doppelspitze bei der DFL

Nicht einmal eine Stunde nach der Verkündung der Flick-Entscheidung teilte die DFL die Trennung von Hopfen mit. Grund dafür seien unterschiedliche Vorstellungen über die weitere strategische Ausrichtung der Gesellschaft, hieß es. Hopfen hatte den Vorsitz des Gremiums erst zu Jahresbeginn als Nachfolgerin von Christian Seifert angetreten.

Axel Hellmann von Eintracht Frankfurt und Oliver Leki vom SC Freiburg sollen nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur als Doppelspitze interimsweise die DFL-Führung übernehmen. Zur neuen Saison soll die Geschäftsführung wieder neu verteilt werden.

Hopfen war als Seiteneinsteigerin zur DFL gekommen und wurde ursprünglich mit einem Dreijahresvertrag bis Ende 2024 ausgestattet. Zuvor arbeitete die „Medienfrau des Jahres“ 2014 bei der Unternehmensberatung Accenture, dann 14 Jahre lang für den Axel-Springer-Verlag und schließlich bei der Beraterfirma BCG Digital Ventures.

Übereinstimmenden Berichten zufolge soll Hopfen in den vergangenen Wochen das Vertrauen des Aufsichtsrats verloren haben. Vorsitzender des Gremiums ist Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, der auch bei der Personaldiskussion im Deutschen Fußball-Bund eine entscheidende Rolle spielt.

Kritisiert wurde Hopfen unter anderem wegen der Probleme beim Verkauf von internationalen Medienrechten. Auch bei anderen wichtigen Themen wie der 50+1-Regel oder der Digitalisierung soll die DFL-Chefin ihre Kritiker nicht überzeugt haben. Die 50+1-Regel gilt nur im deutschen Profifußball und soll sicherstellen, dass der eingetragene Stammverein selbst dann die Entscheidungsgewalt behält, wenn er seine Profifußball-Abteilung in eine Kapitalgesellschaft ausgegliedert hat. Sie begrenzt den Einfluss externer Investoren. Das Kartellamt bemängelt Ausnahmen für einige Clubs und erwartet von der DFL Klärung.

Hopfen: Mangelnder Rückhalt

Hopfen beklagte am späteren Abend im sozialen Netzwerk „LinkedIn“ mangelnde Rückendeckung. „Ich bin in diesen Job, wie viele vor mir, von außen gekommen, als Nicht-Fußballer, als Frau mit einem klaren Plan, wie die DFL in die Zukunft geführt werden kann: Digital, International und mit starken Partnern und Gesellschaftern“, heißt es in einem Statement. „Eine solche Transformation ist ein Kraftakt und erfordert Mut. Oft agiert man auf neuem Terrain, positive Ergebnisse zeigen sich meist erst sehr viel später. Für all das braucht man einen langen Atem, den Rückhalt und das gemeinsame Agieren aller Stakeholder. Dieses habe ich am Ende nicht mehr gespürt.“

Verlor wohl sein Vertrauen: Donata Hopfen und der mächtige Hans-Joachim Watzke.
Verlor wohl sein Vertrauen: Donata Hopfen und der mächtige Hans-Joachim Watzke.
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