Kultur Südpfalz Übermütig, elegant und bravourös

„Beethoven & Schubert“ lautete die unvollständige Programmüberschrift zum jüngsten Konzert in der Villa Ludwigshöhe. Aus nicht leicht erklärlichen Gründen fehlte nämlich der Name Schostakowitschs, dessen Klavierquintett (g-Moll, op. 57) zwischen den Klassikern einen exponierten Platz in der Vortragsfolge einnahm. Am Werk waren Villa-Musica-Stipendiaten, angeführt vom aus Russland stammenden Violinisten Anton Barachovsky.

Es darf auch von einer musikalischen Elitetruppe die Rede sein, denn die fünf jungen Spieler – Geigerin Darya Varlamova, die beiden Bratschistinnen Martha Windhagauer und Lisa Klotz, Cellist Sebastian Hennemann und Pianistin Nadezda Filippova - erwiesen sich als ausgezeichnete Instrumentalisten und Kammermusiker. Und ihr Dozent Barachovsky, erster Konzertmeister des Bayerischen Rundfunk-Sinfonieorchesters und auch solistisch erfolgreich, gilt als profilierter Vertreter seines Fachs. Dementsprechend standen die Aufführungen im Zeichen imponierender musikalischer Ansprüche. Die Stipendiaten agierten allesamt technisch sehr überlegen und wurden dabei auch virtuosen Ansprüchen ohne Einschränkung gerecht. In diesem Zusammenhang drängt sich ganz besonders die Erinnerung an das Presto-Finale des Schlussstücks auf: Beethovens Streichquintett in C-Dur, in der Mozart-Besetzung mit zwei Violen (op. 29). Es geriet diesmal zum brillanten streicherischen Feuerwerk, woran freilich Barachovskys Primgeigenpart entscheidenden Anteil hatte. Seine Eleven vermochten aber bravourös mitzuhalten. Neben der spielerischen Bravour (heutzutage freilich selbstverständlich bei der jungen Musikergeneration) gab hoch entwickelte kammermusikalische Kultur dem Abend seine Prägung. Miteinander bestens harmonierend formten die Ausführenden in den wechselnden Besetzungen homogene Ensembles. Ihr Zusammenspiel war durchweg genau, die Klangverhältnisse blieben immer ausgewogen, auch zwischen Klavier und Streichergruppe im ersten Teil des Programms mit Schuberts Notturno in Es-Dur für Klaviertrio (D 897) und dem Schostakowitsch-Quintett. Bei beiden Werken nahm die Pianistin Nadezda Filippova durch verfeinerte Anschlagskünste und gestalterische Präsenz für sich ein. Apropos gestalterisches Engagement: Gespielt wurde vom ersten bis zum letzten Ton mit Nachdruck, stets wachem Willen zum Formen, impulsiv, mit stellenweise unbändiger Musizierfreude, was für Sebastian Hennemann, einem Temperament- und Energiebündel am Cello, in besonderem Maß galt. So erhielten im Scherzo und dem Schlusssatz von Schostakowitschs Quintett der bittere Sarkasmus der trivialen Gesten auf das Dogma des sozialistischen Realismus, die Fratzen der Musik, schneidend scharfe Konturen. Denen standen die gezielte mehrstimmige Linienführung der Fuge (zweiter Satz) und die nachdenklich verhaltenen Töne der langsamen Sätze gegenüber. Äußerst lebendige, detailfreudige, stilvoll elegante Wiedergabe erfuhr schließlich das Beethoven′sche Streichquintett im zweiten Teil des Konzerts.

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