Kultur Südpfalz Bilder zum Bewusstsein in fünf Formen

„Einlassen“ steht über der ersten Schau im neu eröffneten „Institut für Raumpsychologie – Soularts“ in der Weinstraße 32a in Bad Bergzabern. Nahezu fünf Jahre, nachdem Julia Erlenwein ihre Galerie aufgegeben hat, ist in den Ausstellungsräumen der Familie Goosmann wieder die Kunst eingezogen.

Aus 350 eingereichten Arbeiten von 64 Künstlern haben die neue Galeristin Susanne Schultz, die Präsidentin der Südpfälzischen Kunstgilde, Monika Cirica-Schneider, der Bildhauer Martin Schöneich und das Künstlerehepaar Monika und Josef Ritter 39 Werke von 28 Künstlern ausgewählt. Es sei eine Herausforderung gewesen, die Menge und die Vielfalt in einem einzigen Raum in eine Ordnung zu bringen, „die jedem einzelnen Freiraum lässt, und das Individuelle dennoch zu einem sinnvollen Ganzen zu fügen“, berichtete die Galeristin bei der Eröffnung am Samstagabend. Schließlich hätten die Juroren einen roten Faden in fünf Bewusstseinsformen entdeckt, die sich im Verlauf eines menschlichen Lebens ebenso zeigen wie in der Menschheitsgeschichte im Ganzen. Am Anfang steht für Schultz das paradiesisch lustvoll Unbewusste. Zwei expressive Gemälde von Imke Stolle D’Silva aus Traisen an der Nahe beschreiben diese Phase ausdrucksstark in leichtlebig schillernden Frauengestalten, die aus vielen leuchtenden Farbschichten dem Besucher entgegenstrahlen. An die Schlange im Paradies soll ein genähtes Objekt aus Baumwolle und Fokati von Christine Fischer aus Ludwigshafen erinnern. In der zweiten Phase beginnt ein langsames Erahnen der Welt. In diesem Zwischenbereich sieht die Galeristin zum Beispiel eine Fotografie von Sebastian Weise aus Halle. Die Überblendung aus einer Wiese, einem Gartenstuhl, einer weibliche Statue und einem Kreuz sei eine Auseinandersetzung des Künstlers mit der Heimat seiner Eltern, dem Sudetenland, und seiner eigenen Heimat in Thüringen, erläuterte Schultz in der Einführung. Ein ungegenständliches großformatiges Gemälde von Irmgard Weber aus Pirmasens passt ebenso in den Bereich des wabernden Vor-Bewusstseins. Die dritte Phase ist die Pubertät: In der Auseinandersetzung, im Lieben und Streiten, formt sich die je eigene Persönlichkeit. Zum Beispiel, wenn Jürgen Klugmann aus Tübingen in runder Form, einem Amulett ähnlich, das Porträt von „Amalie“ hinter einer rotbraunen Farbschicht „versteckt“, sodass der Betrachter ganz nah und ganz genau hinschauen muss, um das Konterfei der jungen Frau aus dem 19. Jahrhundert zu erkennen. Eine Installation des Bildhauers Guido Messer aus Korb bei Stuttgart aus gegossenen Halbfiguren, die hölzernen Kisten entsprungen zu sein scheinen und den Titel „Kleine Helden“ tragen, ergänzen Bilder und Zeichnungen von Monika Ritter aus Bad Bergzabern, Carmen Stahlschmidt aus Oppenheim und Sarah Dhira Barein aus Neu-Isenburg. In den vierten Bereich, zum rational konstruktiv analytischen Zustand, passen die klaren Holzskulpturen von Martin Schöneich. Ohne Emotion in der Absicht, klar und „spiegelglatt“ präsentiert Michael Wagner aus Heidelberg eine sehr beeindruckende gänzlich blaue digitale Arbeit. „Eröffnet das Digitale eine neue Zeitwende“, fragte dazu die Galeristin in der Einführung. Man muss sich darauf „einlassen“ wie es der Titel der Schau verlangt. Mit einer Edelstahlkugel in einer weißen Holzkiste, die er „Selfie Reflex“ nennt, bewegt Donald Unter Ecker aus Mainz die Besucher zur Selbstreflexion. In der letzten Phase und damit dem fünften Bereich der Bewusstseinsentwicklung, sieht Galeristin Schultz den Sprung ins Unbewusste, ins intuitiv Transzendente. In dieser Abteilung der Schau zeigt Regina Hadraba aus Wien Drucke auf Notenblättern, Josef Ritter aus Bad Bergzabern präsentiert Aufnahmen von Eindrücken, die er 1982 in Japan festgehalten hat. Mit der Figur „Gestern habe ich aufgehört, mich zu töten“ gibt Petra Weiner-Jansen zum ersten Mal einer ihrer typischen Frauengestalten ein neues „Gewand“: Glitzerndes Marmormehl und weißer Zement haben das mattdunkle Tonerdeschmelzgemisch abgelöst und damit ersetzt der Eindruck von Leichtigkeit die bislang vorherrschende Schwere. Im Randgespräch bekundete die Bildhauerin aus Bad Bergzabern, dass die Musik des Karlsruher Komponisten Wolfgang Rihm sie dazu inspiriert habe. Info —Bis 15. Dezember Freitag 15 bis 18 Uhr, Samstag 15 bis 19 Uhr, Sonntag 10 bis 13 Uhr. —Führungen mit Susanne Schultz sind 22. September, 17 Uhr, 12. Oktober, 19 Uhr, 2. November, 16 Uhr, 7. Dezember 19 Uhr. Ein Vortrag am 16. November, 19 Uhr, eine Gesprächsrunde am 23. November, 19 Uhr. —Anmeldung unter Telefon 06343 3049648 oder per e-mail: info@soularts.net.

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