Rheinpfalz Den Standort attraktiver machen

Die Gläserne Fabrik soll 2019 modernisiert, umgestaltet und auch technisch erneuert werden.
Die Gläserne Fabrik soll 2019 modernisiert, umgestaltet und auch technisch erneuert werden.

Die Hauensteiner Schuhmeile soll weiter aufgewertet werden: Schuhfabrikant Carl-August Seibel will in seinem „Shoe City“ eine Sportsbar einrichten und überdies seine Gläserne Schuhfabrik komplett erneuern. Allein für Letzteres dürfte, so schätzt er, eine siebenstellige Summe zusammenkommen. Das Thema Schuh will er insgesamt besser vermarktet sehen und dafür eigens eine Standort-Managerin einstellen.

„Wir müssen den Standort attraktiver machen“, stellt Carl-August Seibel fest. Denn auch an der Hauensteiner Schuhmeile geht der allgemeine Trend im Handel nicht spurlos vorbei: Die Kundenfrequenz im so genannten stationären Handel nimmt ab, das Internet-Geschäft legt hingegen weiter zu. In Hauenstein, wo das Unternehmen etwa 180 Menschen beschäftigt, will Seibel nun neue Impulse setzen. Als erstes soll über den Winter das Café in seiner Mall „Shoe City“, die 2006/07 entstand, in eine Sportsbar umgewandelt werden – vor allem, damit die männlichen Begleiter der Schuhe kaufenden Damen ein Alternativprogramm haben. Das zweite Projekt soll im ersten Halbjahr 2019 umgesetzt werden: eine komplette Erneuerung der Gläsernen Schuhfabrik, die 2003 in einer ehemaligen Kinderschuhfabrik nahe der Schuhmeile entstanden war. Das Gebäude soll modernisiert und optisch verändert werden. Inklusive Fabrikcafé, für das ein neues Konzept entwickelt wird. Die Manufaktur, in der Besucher den Mitarbeitern bei der Fertigung von Kleinserien über die Schulter schauen können, soll technisch auf einen neuen Stand gebracht werden. Dort soll dann auch eine neue Linie hochwertiger individualisierter Schuhe entstehen. Noch wird an den Plänen gearbeitet, doch „ein bisschen Geld“ werde er dafür in die Hand nehmen müssen, schätzt Seibel – allein für die Modernisierung der Gläsernen Fabrik geht er von einem siebenstelligen Betrag aus. Damit werden die Investitionen in den Standort aber nicht erschöpft sein. Denn Seibel will im Oktober eine Standort-Managerin einstellen, die sich um eine bessere Vermarktung des Themas Schuh kümmern soll. Dabei hat Seibel jedoch nicht nur das eigene Einkaufscenter oder den Laden für seine Marken Josef Seibel und Romika im Sinn. Schuhe sollten vielmehr stärker verbunden werden mit touristischen Themen, betont er. Beispielsweise über Veranstaltungen oder Ausflugsangebote. Partner könnten da etwa Gastronomie und Hotels sein. Mit ins Boot nehmen will er aber natürlich auch das Hauensteiner Schuhmuseum, dessen Stiftungsvorstand er seit Mitte August 2017 ehrenamtlich leitet. All diese Dinge sollten zusammen vermarktet werden, meint er – professionell und auch über moderne Kommunikationswege. Deswegen habe seine neue Standort-Managerin auch einen touristischen Hintergrund. Die Entscheidung, wieder so richtig in den Standort Hauenstein zu investieren, ist für Seibel eine grundsätzliche – um Hauenstein mit seiner Schuhmeile ein Stück weit attraktiver zu machen. Denn Einkaufen müsse heute ein Erlebnis sein, stellt er fest. Mit der Modernisierung der Gläsernen Schuhfabrik wird das Unternehmen gewissermaßen eine neue Visitenkarte erhalten, passend zu den aktuellen Anforderungen durch die Digitalisierung und das veränderte Kaufverhalten. Denn auch in der Gruppe werden derzeit Strukturen und Prozesse modernisiert. Dabei geht es vor allem darum, eine Brücke zu bauen zwischen virtueller und realer Welt. Konkret bedeutet das: Der Schuhproduzent arbeitet daran, für Einzelhändler vor Ort Möglichkeiten zu schaffen, damit diese ein größtmögliches Warenangebot haben, ohne selbst (zu) viel reale Ware und damit teure Fläche vorhalten zu müssen. In Heidelberg testet Seibel gerade ein neues Konzept in einem eigenen Store. Der ist nur 45 Quadratmeter klein und bietet ein Grundsortiment an Schuhen an, das der Kunde sich aber per Bildschirm in Variationen darstellen lassen kann. Gekoppelt ist dieser Laden an den Online-Shop von Seibel. Für den externen Einzelhandel käme aber eine andere Schnittstelle in Frage: eine Plattform, an deren Ausgestaltung derzeit mehrere Anbieter arbeiten. Darüber könnte ein Hersteller zum Beispiel Daten über seine Modelle übermitteln oder – wenn er dies zulässt – sogar den Zugriff auf Lagerkapazitäten erlauben. Das Thema ist Seibel wichtig, schließlich bleibt der Schuhfachhandel auch für ihn ein unverzichtbarer Vertriebskanal. In seiner Unternehmensgruppe kümmert sich mittlerweile der bisher für Finanzen, Controlling und IT zuständige Geschäftsführer Hans-Jürgen Reitzner ausschließlich um die digitale Entwicklung. Neu in die Geschäftsführung gekommen ist nun vom österreichischen Schuhhersteller Legero Rudolf Hampl, der bei Seibel für Vertrieb, Marketing und Produktentwicklung zuständig ist und Carl-August Seibel entlasten soll. Apropos Entlastung: Ob eines seiner Kinder ins Familienunternehmen einsteigen wird oder ein Management die Gruppe einmal führen wird, ist weiterhin offen. Carl-August Seibel nimmt es aber, wie es kommt. Ein Gratulant habe ihm, so erzählt er, zu seinem 60. Geburtstag im Mai vor allem eines gewünscht: gesund und gelassen zu bleiben. WIRTSCHAFT

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