Kultur Südpfalz Der Osten trifft den Westen

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Eine materialreiche Ausstellung zur Entwicklung der Kunst Chinas ist im Karlsruher ZKM bis zum 21. August zu sehen. Sie befasst sich mit den unterschiedlichen Strömungen der westlichen Moderne und deren Einfluss seit den Opiumkriegen.

Das Karlsruher Zentrum für Kunst und Medientechnologie präsentiert eine detailreiche Ausstellung zum „Modernisierungsweg der chinesischen Kunst“, die sich mit Wandlung der Kunst befasst. Der Künstler Pan Gongkai, der bis 2014 Präsident der Academy of Fine Arts in Peking war, versucht mit über 1000 kommentierten Fotos die Entwicklung der chinesischen Kunst im Spannungsfeld außerchinesischer Einflüsse seit den Opiumkriegen nachzuzeichnen. Da Pan Gongkais Ansatz bei aller Materiallfülle auch ein künstlerischer ist, der die Entwicklungen sehr persönlich und nicht im Sinne wissenschaftlicher Objektivität nachzeichnet, ist die Schau im ZKM durchaus subjektiv geraten. Wichtig dabei ist auch der persönliche Hintergrund des Künstlers, sein Vater Pan Tianshoue war ein bedeutender traditioneller Tuschemaler, der sich gegen eine Vermischung von westlicher und chinesischer Tradition gestellt hat. Wobei sein Sohn eine ihm ästhetisch durchaus entgegengesetzte, auch politische andere Haltung einnimmt. Vor diesem Hintergrund zeichnet Pan Gongkai beim „Modernisierungsweg der chinesischen Kunst“, die Ausstellung wurde erstmals in Peking vor drei Jahren gezeigt, eine persönliche Sicht auf den Weg der chinesischen Kunst. Ein Weg, der auch immer von fremder Einflussnahme geprägt war. Die gewaltsame Öffnung Chinas im Sinne eines westlichen Handelsimperialismus hatte nicht nur wirtschaftliche und gesellschaftliche Auswirkungen, auch die Rezeption der modernen westlichen Kunst war letztlich eine Folge der kolonialistischen Bestrebungen. Wobei für Pan Gongkai die teilweise schwer zu fassenden Begriffe des „Traditionalismus“, des „Synkretismus“, des „Okzidentalismus“ und „Populismus“ die vier wesentlichen, immer wieder auftauchenden Strömungen der chinesischen Kunst seit den 1920er-Jahren darstellen. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts gingen viele chinesische Künstler zum Studium nach Europa, vorzugsweise Paris und brachten westliche Einflüsse auch als Lehrende an die sich gründenden Kunstakademien ihres Heimatlandes zurück. Spätestens seit den 1920er-Jahren sind in der chinesischen Kunst neben eines am französischen Vorbild geschulten Realismus, auch der Einfluss der Kunst der aufstrebenden Sowjetunion zu beobachten. Abstraktion spielte damals im Gegensatz zu den Entwicklung in Europa in China noch überhaupt keine Rolle. Traditionelle Techniken werden dabei ebenso mit „neuen“, oftmals propagandistischen Inhalten gefüllt wie die westliche Moderne zumindest mit ihren Formen adaptiert wird. Nach dem endgültigen Sieg Maos 1949 wird der Einfluss der Sowjetunion auf die Kunst und die Kunstschaffenden immer deutlicher und ausschließlicher, zudem nimmt der Personenkult um den „Großen Führer“ teilweise bizarre Formen an. Sehr kritisch betrachtet Pan Gongkai die Auswirkungen der „Kulturrevolution“ und der nun alles beherrschenden Strömung des „Populismus“. Die seit den 1980er-Jahre bestimmende ästhetisch-ideologische Öffnung der Kunst Chinas wird von Pan Gongkai unter dem Vorzeichen der von ihm als weiterhin entscheidend betrachteten vier angesprochen Strömungen gesehen. Wobei die Frage, ob die Vermischung bis hin zur Synthese wirklich für die Zukunftsfähigkeit der chinesischen Kunst steht, oder diese Strömungen nicht schon längst überholt sind, in der Ausstellung trotz der dezidierten Meinung des Künstler-Kurators Pan Gongkai nicht abschließend beantwortet wird. Info „Der Modernisierungsweg der chinesischen Kunst“ bis 21. August im Karlsruher ZKM. Öffnungszeiten: Mittwoch bis Freitag 10 bis 18 Uhr, am Wochenende 11 bis 18 Uhr. www.zkm.de. (gt)

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