Rheinpfalz Die Bäume hinter Schöners Haus

Der Angeklagte Karlheinz Schöner (Mitte) und seine beiden Verteidiger Guido Britz (links) und Moritz Torgau (rechts) vor Gericht
Der Angeklagte Karlheinz Schöner (Mitte) und seine beiden Verteidiger Guido Britz (links) und Moritz Torgau (rechts) vor Gericht.

Im Prozess gegen den ehemaligen Homburger Oberbürgermeister Karlheinz Schöner (CDU) werden Staatsanwaltschaft und Verteidigung am 27. März ihre Plädoyers halten. An diesem Tag möchte der Richter dann auch sein Urteil fällen. Als Zeuge kam gestern Stefan Mörsdorf zu Wort, der Chef der CDU-Stadtratsfraktion.

Wegen Betruges und Untreue steht Schöner vor dem Landgericht Saarbrücken. Der Homburger OB der Jahre 2008 bis 2014 soll eine digitale Livemusik-Verstärkeranlage auf Kosten der Stadt angeschafft haben; sie sei dann aber im Probekeller seiner Band Madhouse verschwunden. Außerdem soll er einen Arbeiter-Trupp der kreiseigenen Beschäftigungsgesellschaft Aquis auf seine Privatgrundstücke geschickt haben, um auf öffentliche Kosten Bäume fällen und einen Gartenzaun bauen zu lassen. Ein anfangs mitangeklagter Bauunternehmer wurde inzwischen aus dem Prozess entlassen, nachdem er eine Geldauflage über 5000 Euro akzeptierte. Gestern, am siebten Verhandlungstag, nahm Richter Bernd Weidig das Treiben des Arbeitstrupps im Wald zwischen Schöners Privathaus und dem Sportplatz des SV Kirrberg unter die Lupe. Hierzu hatte er den heutigen CDU-Stadtratsfraktionschef Stefan Mörsdorf als Zeuge geladen, der zum Zeitpunkt der fraglichen Waldarbeiten im Juni 2012 noch Ortsvorsteher von Kirrberg war. Vor Gericht erläuterte Mörsdorf, dass es seinerzeit Überlegungen gab, den SV-Sportplatz mit einer neuen Rasendecke zu bestücken. In diesem Fall hätte man aber zusätzlich einen Trainings-Bolzplatz bauen müssen, damit der neue Rasen nicht zu sehr beansprucht werde. Doch später sei statt Natur- ein Kunstrasen angelegt worden; die Bolzplatz-Idee wurde fallengelassen. Allerdings, so Mörsdorf, habe die Stadt mit einem benachbarten Waldbesitzer damals bereits einen Grundstückstausch vereinbart. Man habe Platz für den Bolzplatz gewinnen, aber auch etwaige Haus-Neubauten verhindern wollen, deren Bauherren später womöglich gegen Lärm vom Fußballplatz klagen könnten. Mörsdorf übte Kritik am Homburger Bauamtsleiter: Dieser hat neulich vor Gericht ausgesagt, dass er angesichts der Hanglage kaum Chancen gesehen habe, dort einen Bolzplatz zu verwirklichen. Doch diese Bedenken habe der Bauamtsleiter 2012 vor dem Kirrberger Ortsrat nicht bekundet. Dass Bäume gefällt wurden, führte Mörsdorf auf den erwähnten Grundstückstausch zurück: Der Waldbesitzer, der sein Gelände mit der Stadt tauschte, habe sich damals ausbedungen, dass er die anfallende Holzernte von seinem alten Grundstück noch bekommen dürfe. Mörsdorf: „Das war Teil des Deals.“ Die Frage des Richters, warum dort mit dem Fällen schon begonnen wurde, obwohl der Grundstückstausch noch nicht vollzogen war, beantwortete er nicht. Der Aquis-Trupp, der offenbar von Schöner vor Ort mit Baumfällen und Zaunbauen betraut wurde, hätte dies gar nicht tun dürfen, betonte eine zweite Zeugin. Die Sozialdezernentin des Saarpfalz-Kreises ist im Nebenamt Geschäftsführerin der gemeinnützigen Gesellschaft Aquis. Sie sagte aus, dass der Arbeitstrupp größtenteils aus Bundesmitteln bezahlt worden sei: „Die Männer wurden als Langzeit-Arbeitslose aus dem Beschäftigungsprogramm ,Bürgerarbeit’ des Bundes finanziert. Deshalb mussten wir jeden einzelnen Auftrag, den der Trupp erhielt, vom Bundesverwaltungsamt genehmigen lassen.“ Wichtigste Aufgabe der Männer sei die Denkmalpflege gewesen. „Baumfäll-Arbeiten bei Herrn Schöner gehörten definitiv nicht zu diesem Aufgabenbereich“, betonte sie. Als Aquis-Geschäftsführerin habe sie den Trupp nicht mit den konkreten Arbeitsaufträgen betraut. Das Denkmalamt habe Order erteilt. Sie habe von den Aufträgen erst hinterher Kenntnis genommen – wenn der Trupp seine Rapport-Berichte vorlegte. „Und wenn dort dann ,Kirrberg’ drinstand, musste ich davon ausgehen, dass Arbeiten an der Ruine Merburg gemeint waren – aber nicht im Wald beim Oberbürgermeister. Hätte so etwas auf dem Zettel gestanden, hätten wir das sofort untersagt.“ Nach Bekanntwerden der Vorwürfe habe sie die Zuschussgeber beim Bund, aber auch die Kreisbehörden und das Wirtschaftsministerium angeschrieben: „Ich teilte mit, dass zweckwidrige Arbeiten mit Zuschussgeldern bezahlt worden sind – und dass wir diese Gelder gegebenenfalls zurückzahlen und die Verantwortlichen dafür in Regress nehmen“, berichtete die Zeugin.

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