Landau Gesucht: Gemälde und Zeichnungen von August Croissant

August Croissant (Zweiter von rechts, stehend) mit Malerfreunden.
August Croissant (Zweiter von rechts, stehend) mit Malerfreunden.

Der Kultursommer Rheinland-Pfalz richtet seinen Kompass in diesem Jahr gen Süden. Dorthin zieht es seit jeher schon die Liebhaber des Lichts, der Farben und exotischen Impressionen. Auch der Landauer August Croissant war als junger Mann mit Malerfreunden auf „Orient-Reise.“ Seine Reiseeindrücke werden zum Mittelpunkt einer Ausstellung im Atelier-Salon.

Ab in den Süden! Das heutige Lieblingsziel sonnenhungriger Touristen verlockte Künstler aller Genres seit jeher dazu, sich selbst und ihre Kunst mit Licht, Lust und Leichtigkeit zu füllen. Auch das Landauer Multitalent August Croissant (1870 bis 1941) packte Koffer, Pinsel und – tatsächlich –Waffen, um mit Malerfreunden das Fremde zu suchen und darin neue Inspiration zu finden.

„Nachts zwei Uhr, setze mich in Schnellzug und rasch geht’s südlich…“ beginnt er am 29. November 1894 seine umfangreichen Reisenotizen. Damit sich die Familie keine unnötigen Sorgen machte, verabschiedete er sich nur für eine dreimonatige Auszeit in der Schweiz. Von dort aber ging es schnurstracks über die Alpen, nach Italien, Ägypten, ins heutige Palästina und Israel. Weil der junge Abenteurer nicht nur ein Reisetagebuch führte, sondern seine facettenreichen Eindrücke mit vielen Zeichnungen und Aquarellen in der später legendär gewordenen „Orient-Mappe“ festhielt, können wir nun die Zeit über 100 Jahre zurückspulen und seine Spuren, Gedanken und Gefühle neu aufleben lassen.

Zu Lebzeiten kaum zu sehen

Croissant selbst hielt seine „Orient-Mappe“ stets unter Verschluss, präsentierte ihren reichen Inhalt nie als Konvolut, sondern nur gelegentlich ausgewählte Einzelblätter. Es ist dem 2006 verstorbenen Landauer Verleger Hans Blinn zu verdanken, dass Croissants Tochter Emilie Lotte die orientalische Schatzkiste, die sie erbte, samt des originalen Reisetagebuchs für eine Drucklegung zur Verfügung stellte. Denn dadurch können wir heute den so entstandenen Bildband „Die Mittelmeerreise des August Croissant – eine abenteuerliche Fahrt des Pfälzer Malers aus Landau“ mit Wonne durchblättern.

Wo aber sind die dort abgebildeten – und eventuell sogar weitere – Originale? Wer ist auf welche Weise in den Besitz der schwungvollen Schwarz-Weiß-Skizzen, prachtvollen Landschaften, exotischen Stadtansichten und charismatischen Menschenbilder gekommen? Ist der Inhalt der Mappe heute in alle Winde zerstreut oder ist er noch immer irgendwo kompakt vereint?

Ursula Mueller und Vera Volni engagieren sich

Diese Recherche ist eine Aufgabe, der sich Ursula Mueller und Vera Volni nicht nur für die geplante Ausstellung in ihrem Atelier-Salon, sondern auch für die Ergänzung des dort gegründeten und beheimateten Croissant-Archivs angenommen haben. Dank der großen Beteiligung vieler kunstaffiner Bürger, die ihre Werke von August Croissant sowie von dessen Sohn Eugen Croissant und dessen Neffen Hermann Croissant schon in die virtuelle Datei aufnehmen ließen, ist der Nachlass der Malerdynastie mittlerweile zwar schon erstaunlich gut dokumentiert. Doch zur Mittelmeerreise gibt es bislang nur zwei Einträge, beides Schwarz-Weiß-Zeichnungen: eine Straßenszene in Bethlehem und eine Teilansicht der Omar-Moschee in Jerusalem. Umso größer ist die Hoffnung, dass zur Vorbereitung der Ausstellung die Motivation der Kunstfreunde neu angekurbelt wird und so auch bislang unentdeckte oder als unwichtig erachtete Werke des großen Pfälzer Malers vor dem Vergessen bewahrt werden können. Hilfreich wäre allein schon die Erlaubnis zur Dokumentation, erklärt Ursula Mueller. Dafür würde sie auf Wunsch auch ins Haus der Kunst-Besitzer kommen, das Originalobjekt fotografieren, vermessen und die Daten in den Computer eingeben.

Noch schöner und ein wahrer Kulturhöhepunkt zum 750. Stadtjubiläum Landaus wäre es freilich, wenn sich viele Originale der Mittelmeerreise mit ihren malerischen Stationen, beispielsweise in Port Said und Kairo, Jaffa, Jerusalem und Bethlehem, für die Ausstellung finden würden und das Reisetagebuch wiederentdeckt würde. Einen Versuch, so meinen Mueller und Volni, sei dies allemal wert und das Thema so spannend, dass es auch ein Gewinn wird, wenn man sich ihm mangels Originalen auf andere Weise nähert.

Künstlerreisen im Fokus

So ist angedacht, die Orientreise des August Croissant mit Werken anderer Maler, die es wie etwa Max Slevogt und Otto Dill ebenfalls ans Mittelmeer zog, zu kombinieren und mit zeitgenössischen Positionen zu verknüpfen. Dies soll dazu anregen, die Beweggründe für Künstlerreisen damals und heute zu hinterfragen und die veränderten Bedingungen in den Sehnsuchtsregionen, aber auch im Kunstbetrieb selbst aufzuzeigen.

„Unter dem Überbegriff Transformation Mittelmeerraum lassen sich Veränderungen auf mehreren Ebenen deutlich machen“, erläutert Mueller die Herangehensweise an das komplexe Projekt. Zu dem Vorhaben sollen ein Dokumentarfilm und ein umfangreiches Begleitprogramm gehören. Etwa drei Monate Zeit bleiben noch für die Vorbereitungen dieser ambitionierten und sehr speziellen Croissant-Retrospektive, die im Juni eröffnet werden soll. Alle Kunstfreunde sind eingeladen, sich mit Exponaten oder Informationen zur „Orient-Mappe“ einzubringen. Wer gerne einen Einblick in den Atelier-Salon gewinnen will, der in den früheren Atelier- und Werkstatträumen der Croissant-Familie beheimatet ist, sei jederzeit willkommen. Jeden Samstag, von 10 bis 15 Uhr, ist dort, im Hinterhaus der Fortstraße 10, auch das Café Croissant geöffnet.

Info

Café Croissant im Atelier-Salon, Landau, Fortstraße 10, Hinterhaus, jeden Samstag, 10 bis 15 Uhr; Croissant-Archiv im Internet unter https://archiv-croissant.de;
Kontakt unter Telefon 01520 2332288 oder per E-Mail an die Adresse kontakt@Atelier-Salon.de

Anfang des Tagebuchs von August Croissant (Kopie).
Anfang des Tagebuchs von August Croissant (Kopie).
Omar-Moschee in Jerusalem, anno 1895, Ausschnitt.
Omar-Moschee in Jerusalem, anno 1895, Ausschnitt.
Straßenszene in Bethlehem, Ausschnitt.
Straßenszene in Bethlehem, Ausschnitt.
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