Rheinpfalz Glücklich im Schlamm

91-94301774.jpg

Mannheim. Bastian Schoder unterhält zusammen mit einem Freund den wohl bekanntesten Blog zum Thema Tough Mudder in Deutschland – ein Hindernislauf durch den Schlamm. Dabei ist der Mannheimer eher durch Zufall auf den Sport gestoßen, der in seinem Leben aber doch einiges verändert hat. Wer weiß, wie das Leben von Bastian Schoder sich derzeit so gestalten würde, wenn er sich 2008 nicht aus einer Laune heraus („Ich habe als Student viel rumgenörgelt und wollte es einfach besser machen“) als Dozent an der BA Mannheim beworben hätte und ein Semester später nicht Michael Wohlfart kennengelernt hätte. Und wenn ihm dieser nicht 2013 ein Video von einer Tough-Mudder-Veranstaltung vorgespielt hätte. Vielleicht wäre auf anderen Wegen alles so gekommen, wie es jetzt ist. Vielleicht wäre aber auch weiterhin Fußball sein großes Hobby. Vielleicht würde sich seine Freizeit auch um einen ganz anderen Fixstern drehen. So aber hat sich im Leben von Bastian Schoder in den vergangenen drei Jahren viel verändert beziehungsweise er macht nun Dinge, die sich der Rheinauer so vor 26 Monaten, also vor seinem ersten Tough-Mudder-Rennen, noch nicht vorstellen konnte. Doch dieses Video von einer Tough-Mudder-Veranstaltung fand Schoder „so geil“, dass er und Wohlfart, den er einst an der BA unterrichtete, der aber mittlerweile längst ein guter Freund von ihm geworden ist, sich zu einer Teilnahme entschlossen. „Wir haben gedacht, dass wir so fit sein müssen wie noch nie in unserem Leben zuvor“, erinnert sich Schoder an ihre Vorbereitungen. Man muss wissen: Um einen Tough Mudder durchzustehen, muss man nicht nur Strecken von 16 bis 18 Kilometern laufen, sondern auch Hindernisse wie Eisbecken, Klettergerüste und mit Schlamm und Fett eingeriebene Rampen überwinden oder durch den Schlamm robben und sich dabei der Gefahr von Stromschlägen aussetzen. Schoder fand das Erlebnis ziemlich beeindruckend. Er hat aber auch schnell gemerkt, dass er – im Gegensatz zu seinem Kumpel Wohlfart, der derzeit der Deutsche mit den meisten absolvierten Tough-Mudder-Wettbewerben ist – nicht unbedingt zehn oder 15 Mal im Jahr diese Herausforderung sucht. Für ihn war von Beginn an immer die Veranstaltung um die Veranstaltung wichtiger. Das Treffen von Bekannten, das Schließen neuer Freundschaften, das Genießen eines Wochenendes. „Spaß ist ein wichtiger Faktor“, sagt der 29-Jährige. Das mag auch darin begründet liegen, dass Sport für Schoder, im Hauptberuf IT-Koordinator, zwar schon immer wichtig war, aber nie ein Faktor, der in seinem Leben eine völlig bestimmende Rolle eingenommen hat. Leistungssportgedanken etwa hatte er nie. „Michael ist eher der Sportfreak, ich eher der Entertainmentfaktor“, sagt Schoder. Doch für die Tough-Mudder-Szene sind beide gleich wichtig. Denn beide zusammen haben 2015 eine Homepage zum Thema Tough Mudder ins Leben gerufen, die als Führende auf diesem Gebiet in Deutschland gilt und neben einem Blog und Informationen zum Ablauf von Rennen auch ein Trainingsprogramm enthält, das rege genutzt wird. „Wenn man dann Zuschriften bekommt von Leuten, die sich für die Tipps bedanken, dann vergisst man die ganze Arbeit, die man in seiner Freizeit in dieses Projekt gesteckt hat“, sagt Schoder. Er macht das gerne, weil er in der Arbeit einen Sinn sieht. Sieht, wie viele Leute durch die Homepage den Mut fassen, sich solch einer Herausforderung zu stellen. Man kann Bastian Schoder daher in gewisser Weise auch als einen Botschafter sehen. Als einen Botschafter, der auch mal einen eher unsportlichen Menschen dazu bringt, sein Leben zu ändern, zumindest sportlicher zu gestalten. Auch Schoder hatte mal so einen Moment, im Kleinen. Als er aus Thüringen nach Mannheim kam, um an Wirtschaftsinformatik zu studieren, hat er das Laufen für sich entdeckt. Ausgerechnet er, der im Fußball lange im Tor gestanden hatte und die Laufeinheiten im Training nicht mochte. Ohne diesen Wandel hätte er nie zum Tough Mudder gefunden. Schoder ist ein lustiger Typ, der viel lacht und so wirkt, immer gut drauf zu sein. Begriffe wie Anspannung scheinen ihm fremd zu sein. Wobei: Vor dem ersten Rennen 2014 war er ziemlich angespannt. „Da saß ich auf der Hinfahrt im Auto und habe mir schon Gedanken gemacht, ob ich das schaffe.“ Hat er dann aber. Und glücklicherweise hatten sie damals eine Kamera dabei, um ihren Lauf zu filmen. Denn das daraus entstandene Video war der Beginn des Homepage-Projekts – und damit der Auslöser dafür, dass sich im Leben von Bastian Schoder in den vergangenen zwei Jahren doch manches geändert hat. Im Netz www.mudder-guide.de.

91-94301775.jpg
x