Rheinpfalz Immer wieder was Neues ausdenken

Über 600 Übungen gibt es bei Pilates. Anna Hahn stellt aus ihnen immer wieder ein neues Programm zusammen. Manchmal kommen dabei
Über 600 Übungen gibt es bei Pilates. Anna Hahn stellt aus ihnen immer wieder ein neues Programm zusammen. Manchmal kommen dabei auch Hilfsmittel wie der Pilates-Ball zum Einsatz.

«Waldfischbach-Burgalben.» Zumba, Pilates, Aerobic: Für Anna Hahn ist Bewegung Leidenschaft – und ein Hobby, dass sie gern mit anderen teilt. Seit 2005 bietet sie beim Sportverein Burgalben Fitnesskurse an. Dabei wird nicht jede Woche dasselbe Programm abgespult. In die Vorbereitungen fließt viel Zeit.

Wenn Anna Hahn tanzt, wirkt das ansteckend. Weil sie es so leicht aussehen lässt. Brust raus, die Hüften schwingen, ein paar kleine Schritte nach rechts, dann nach links, jetzt kommen die Arme dazu. Als wäre nichts dabei. Dass es alles andere als einfach ist, zeigt die Gruppe, die versucht, der Fitnesstrainerin zu folgen. 13 Teilnehmerinnen sind zu dieser Zumba-Stunde in der Turnhalle der IGS Waldfischbach-Burgalben erschienen. Einige kommen bei den lateinamerikanischen Rhythmen ganz gut mit, andere hadern mit der Schrittfolge. Unwohl scheint sich damit aber niemand zu fühlen. „Hey“, rufen die Frauen bei einem Song und strahlen ihre Trainerin an. Nach dem fünften Lied: viele rote, aber glückliche Gesichter. Anna Hahn scheint noch nicht mal ins Schwitzen gekommen zu sein. Seit 2005 bietet die zierliche Frau Fitnesskurse beim SV Burgalben an, neben Zumba auch Pilates und Fatburn-Stunden. Ihre Begeisterung für Bewegung geht jedoch noch viel weiter zurück. „Ich habe schon immer Sport gemacht“, sagt sie. Als Jugendliche standen bei ihr Leichtathletik und Tanzen auf dem Programm, später war sie in verschiedenen Sportvereinen aktiv, auch beim SV Burgalben. Dort begann ihre Laufbahn als Fitnesstrainerin. „Ich habe den damaligen Trainer bei Fatburner- und Step-Aerobic-Kursen vertreten. Irgendwann habe ich mir gedacht: Wieso machst du eigentlich keine Lizenz?“ Also meldete sie sich bei der Berufssportakademie in Saarbrücken an und absolvierte den Ausbildungslehrgang für die C-Lizenz im Breitensport – neben ihrer Vollzeitstelle als Fleischereifachverkäuferin und den Sportkursen, die sie damals in Münchweiler gab. Zuhause warteten zudem Mann und Kind auf sie. „Es war schon anstrengend und viel zu lernen. Ich musste zum Beispiel in sechs Monaten drei große Mappen medizinische Grundlagen pauken“, sagt sie. „Ohne die Unterstützung durch meine Familie wäre das nicht möglich gewesen.“ Nach einigen Jahren in Münchweiler wechselte sie als Fitnesstrainerin zum SV Burgalben. „Mein Vorgänger dort hatte aufgehört. Der Verein kam auf mich zu und fragte, ob ich das machen will.“ Anna Hahn wollte und begann, an zwei Tagen in der Woche Fitnesskurse zu unterrichten. Nebenbei sattelte sie die B-Lizenz drauf. Anna Hahn bietet in ihren Kursen das an, was sie selbst ausprobiert und für gut befunden hat. Zu den Aerobic-Kursen kam bald Pilates hinzu. Wieso? „Ich hatte früher oft Rückenschmerzen. Zuhause habe ich Pilates-Übungen gemacht, die mir gegen die Schmerzen geholfen haben. Ich überlege mir immer, was ich meinen Kursteilnehmern anbieten kann. Da dachte ich mir, warum eigentlich nicht Pilates?“ Ähnlich lief es bei Zumba: „Ich tanze sehr gerne. Als das damals groß rauskam, habe ich oft zuhause trainiert und fand es so toll.“ Bevor sie ihre Teilnehmer jedoch zu lateinamerikanischen Klängen ins Schwitzen bringen konnte, war eine zusätzliche Lizenz nötig – diesmal speziell für Zumba, weil die Marke geschützt ist. Seit fünf Jahren bietet sie die Sportart nun beim SV Burgalben an, seit einiger Zeit auch einen speziellen Kinder-Zumba-Kurs. Das Tanzen vor der Gruppe liegt ihr. „Ich komme aus einer musikalischen Familie, bin mit Musik aufgewachsen. Mein Vater hat Akkordeon gespielt und einen Kurs geleitet. Als Kinder haben ich und meine Schwester Antonina oft auf der Bühne gestanden.“ Ihre Kindheit hat Anna Hahn, Jahrgang 1971, in Russland verbracht. Sie kommt aus dem Samara-Gebiet, ihre Familie ist in Russland viel herumgezogen. 1994 kam die Familie als Spätaussiedler nach Deutschland, zuerst nach Rodalben. Anna Hahn jobbte, bis sie 1997 mit der Ausbildung zur Fleischereifachverkäuferin begann. Im Jahr 2000 schloss sie diese ab, seitdem arbeitet sie in ihrem Ausbildungsbetrieb. Nach Russland fährt sie noch ab und zu, um Freunde und Verwandte zu sehen. Der letzte Besuch ist zwei Jahre her. Dafür bleibt neben ihrem Job und den Sportstunden auch wenig Zeit. Sechs Kurse an drei Tagen in der Woche leitet sie. Daneben geht viel Zeit für die Vor- und Nachbereitung drauf – ein Punkt, den viele angehende Fitnesstrainer unterschätzen, sagt sie. „Viele fangen zum Beispiel an, die Lizenz zum Zumba-Trainer zu machen, weil es ihnen als Teilnehmer in den Kursen so viel Spaß macht. Aber sie unterschätzen, was für eine Arbeit dahintersteckt. Man muss die Halle ja voll bekommen, den Leuten was bieten, damit sie zufrieden sind und wiederkommen.“ Das bedeutet für sie: Zuhause neue Songs anhören, Videos schauen, Choreografien ausdenken, Playlists erstellen. Auch beim Pilates spult sie nicht jede Woche dasselbe Programm ab, sondern stellt immer wieder was Neues aus den über 600 Übungen zusammen. Daneben besucht sie von Zeit zu Zeit Fortbildungen. Dabei müsste sie das gar nicht. „Pilates ist kein geschützter Begriff, es gibt viele Trainer, die ohne Lizenz unterrichten. Ich will aber wissen: Warum ist die Übung so richtig und nicht anders? Die Leute haben Vertrauen in einen. Da ist es wichtig, zu wissen, was man macht“, sagt sie. Auf die richtige Ausführung kommt es im Pilates besonders an. Das macht Übungen wie „Plank“ oder „Schere“ aber auch alles andere als angenehm. Warum tut man sich sowas dann freiwillig an? Die Teilnehmer kommen, weil es zum Beispiel gegen Rückenschmerzen und bei der Stressbewältigung hilft. Eine Teilnehmerin nennt noch einen Grund: „Weil es mit Anna einfach viel Spaß macht.“

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