Kultur Südpfalz Mit Vielfalt bezaubert und begeistert

Teelichter in Weingläsern, herbstliche Dekorationen, Sekt zur Begrüßung – die Atmosphäre am Samstag im Hufeisen in Germersheim war stilvoll. Das Pfälzer Folkmusik-Trio Paul Reinig, Peter Braun und Rüdiger Böhm präsentierte gemeinsam mit der Cellistin Isabel Eichenlaub das neues Album „Winzerhänd“. Im Rahmen der Veranstaltung wurde ihnen vom Verein „Europalz“ der Pamina-Kulturpreis verliehen.

Muntere Klänge des diatonischen Akkordeons läuten den Abend mit einem instrumentellen Stück, einem traditionellen Pfälzer Tanz, ein. „Pfälzisch, akustisch, handgemacht“ präsentieren die Künstler auf hohem Niveau Musik und Poesie rund um den Wein und betonen so die Einzigartigkeit der Region. Das Repertoire der Gruppe reicht von vergrabenen Kostbarkeiten aus alter Zeit (so Fontanes Fabel „Der Rabe und der Fuchs“, vertont als „De Grabb un de Fuchs“) bis hin zu eigenen Vertonungen. Das Pfälzer Urgetränk ist in allen Stücken allgegenwärtig. Die Autorin Gisela Gall lieferte mit ihrem Gedicht Lyrik „An den Herbst“ die Vorlage für ein Lied. Leonhard Feuerbach, ein weiterer Mundartdichter aus Bad Dürkheim, schrieb die Textvorlage für „Woischiff“. Es folgen weitere Lieder über den Muskateller und die „Woi-Kerwe“. Die harte Arbeit der Winzer wird im Titellied „Winzerhänd“ verdeutlicht. Der „Lehmklumpen-Blues“ und der „Dampfnudel-Blues“ rocken das begeisterte Publikum. Die Künstler wollen mit ihren Stücken nicht nur unterhalten, sondern auch Botschaften vermitteln, ernste Themen werden dabei nicht ausgespart. So haben sie das Gedicht „Der Tod“ von Lessing vertont und in „Gute Brüderschaft“ umbenannt. Reinig beherrscht das diatonische Knopfakkordeon, die Gitarre sowie die Mandoline und das Hackbrett. Böhm überzeugt nicht nur auf dem Klavier, er spielt auch das Krummhorn und zeigt sich mit dem Spielen von diversen Flöten wie Sopran- oder Piccoloflöte als Meister der Flöten. Braun überzeugt mit Gesang und Gitarre, Eichenlaub präsentiert sich als meisterliche Cellistin. Der gezielte Einsatz des Shakers bei den Überleitungen in „Winzerhänd“ ist faszinierend. Die Blockflöte passt besonders bei altem Liedgut wie dem „Hans im Schnokeloch“. Die Künstler bezaubern mit ihrer Vielfältigkeit, der Wechsel der Instrumente individualisiert jedes Lied. „Lieder um die Pfalz sind das Thema der Gruppe. Sie suchen nach ihrer Identität, nach ihren ,Worzle’. Reinig, Braun und Böhm graben Lieder aus, finden Texte von Autoren aus der Region, die heute kaum einer kennt und vertonen sie. In Form ihrer Lieder zeigen sie uns die Spuren unserer Vorfahren“, betont der bekannte Pfälzer Mundartdichter Bruno Hain in seiner Laudatio. Er nennt als Beispiel ein traditionelles irisch-gälisches Volkslied „The Palantine’s Daughter“, das die Spuren der Pfälzer in Irland zeigt. Hain erläutert die Historie der Preisträger, deren musikalische Wurzeln in den Folkgruppen Siebenpfeiffer, Däumling und Grashalm liegen. Der Abend war der erste Versuch einer Kooperation zwischen dem Verein „Europalz Mundart Germersheim“ und dem Kulturamt. Ulrike Leiner, Leiterin des Kulturamtes, hatte den Auftritt der Musiker organisiert und sie für den alljährlich verliehenen Pamina-Kulturpreis vorgeschlagen. „Ihr habt uns nicht nur unterhalten, ihr habt uns begeistert“, so Wolfgang Schmierer, Vorsitzenden von „Europalz“. Einziger Wermutstropfen an diesem Abend: Aufgrund diverser Konkurrenzveranstaltungen wie beispielsweise dem Mundartwettbewerb in Hockenheim hatten leider nur 40 Leute den Weg zum Hufeisen gefunden. (aiß)

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