Kultur Südpfalz Musik von Nord nach Süd

Ein atmosphärisch dichter und nahezu perfekter Abend: Der Zonta-Club Bad Bergzabern hatte zum Benefizkonzert ins stilvolle Ambiente des Weinguts Stadler in Dierbach geladen und einmal mehr Gehör- und Gaumengenuss zu einem aparten Gesamtkunstwerk komponiert.

Adressat des Erlöses war diesmal das Kinderhospiz Sterntaler in Dudenhofen, dessen verdienstvolles Wirken nach der Pause kompakt und eindrücklich vorgestellt wurde. Die Damen des Zonta-Clubs servierten als Pausen-Glanzlicht ein Fingerfood-Büfett, dessen köstlicher Zuschnitt auf der „Grünen Woche“ in Berlin sicher für Furore gesorgt hätte. Und das musikalische „Hauptgericht“ stand dem an Delikatesse in nichts nach. Als „Duo Concertante Tilburg“ sind die isländische Geigerin Gyda Stephensen und der aus Holland stammende Pianist Carl van Kuyck seit zwei Jahrzehnten vor allem auf nordeuropäischen Podien erfolgreich unterwegs. Der leicht irritierende Titel ihres Programms, „Zauber Skandinaviens“, offerierte im zweiten Teil kurze Romanzen und Aphorismen von Jean Sibelius, Arni Björnsson, Jón Nordal und Theo Jónsson, flankiert von Salonstücken der Komponisten Edvard Elgar, Sergeij Rachmaninow, Fritz Kreisler, Jules Massenet und Astor Piazzolla. Ein Programmblock zu Beginn hingegen offerierte gewichtigere Literatur des Genres; zunächst drei Sätze aus Strawinskys „Suite Italienne“, bekannter in der Orchesterfassung und als „Pulcinella-Suite“. Da schienen die beiden Solisten klanglich irgendwie nicht recht zueinander finden zu können, das Klavier ein merkliches Eigenleben zu führen, obwohl beide offensichtlich spieltechnisch souverän und zupackend zu Werke gingen. Aber, o Wunder: Eine beherzte Standort-Korrektur des Klaviers auf dem mit Weinkisten-Unterbau improvisierten Podium in der ansonsten für Kammermusik geradezu idealen Saal-Akustik löste das Problem prompt. So ließ sich Mozarts schmerzvolle e-Moll-Sonate (KV 304), vielleicht auch ein wenig Tribut an den Spendenadressaten des Abends, ungetrübt genießen. Sie war entstanden während des Meisters glücklosem Paris-Aufenthalt, ist eine seiner wenigen Moll-Kompositionen. Die Mutter war ihm da gestorben und sein Schmerz musste Musik werden. Die beiden Solisten beeindruckten nachhaltig. Gyda Stephensens Violinton schwingt behutsam in absolut schlackenfreiem Ebenmaß, lässt bei Lagenwechseln keinerlei Brüche zu, klingt stets satt und vollmundig, hat auch im minimalsten Piano-Bereich und im Flageolett-Olymp noch Kontur und Körper. Das stets etwas elegische, keinesfalls düstere, eher samtig wehmutsvolle Ostinato in der Tonsprache ihrer isländischen Heimat vermittelte Stephensens Spiel auf tief berührende Weise. Ihr Partner Carl van Kuyck prunkte mit fingerfertiger Eloquenz ebenso wie mit äußerst subtiler Detailgestaltung, operierte im Übrigen äußerst geschickt mit den doch etwas eingeschränkten Möglichkeiten des Instruments. Das pulsgebende musikalische Vokabular beider Künstler schließlich – das gilt gleicherweise für den nachfolgenden Kopfsatz der innigen Sonata G-Dur von Johannes Brahms – war absolut deckungsgleich und spannungsreich. Dass der zweite Teil unter der üppigen salonmusikalischen Süße etwas an Schwung verlor, die Café-Haus-Sahne doch am Ende recht sättigend wirkte, nun ja. Als Dank für großen Applaus gab’s mit Solveigs Lied aus der Peer-Gynt-Suite von Edvard Grieg dann doch noch mal einen Abstecher in den Norden. |gp

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