Kultur Südpfalz Mutiges Programm, souveränes Spiel

Viele Besucher kamen am Sonntag in die Landauer Stiftskirche zum letzten Orgelkonzert von Stefan Viegelahn, das dieser in seiner Funktion als Stifts- und Bezirkskantor des Kirchenbezirks Landau gab.

In mehrfacher Hinsicht bot der scheidende Kirchenmusiker, der im Herbst 2016 eine Professur an der Musikhochschule Frankfurt erhielt, ein exklusives Programm. Unterschiedlich waren die Herkunftsländer der Komponisten, originell die Auswahl der Stücke, mondän deren Anordnung. Da folgten Hugo Distler und César Franck auf Bach, Jan Pieterszoon Sweelinck auf Distler und paarweise verbunden rankten sich Bach/Distler und Bach/Franck um den Mittelpunkt Sweelinck. Eine mutige Idee, auf deren Umsetzung man gespannt war. Doch man kennt Stefan Viegelahn als besonnenen Planer, klugen Strategen, versierten Gestalter und nicht zuletzt als Meister seines Fachs. Mit stilvollen, attraktiven Wiedergaben machte er das Konzert zu einem Hörgenuss. Es ist nicht Viegelahns Art, sich als „Tastenlöwe“ zu präsentieren. Auch setzt er nicht auf Effekthascherei. Vielmehr legt er Wert auf solide, gediegene Klanglichkeit, überschaubare Formgebung, kontrollierte Stimmführung und klare Transparenz. Das gibt seinen Wiedergaben besonderen Ausdruck und eine persönliche Note. Seinen Intentionen sehr entgegen kommt die Disposition der Rieger-Orgel, die er stets klug einsetzt. All diese Attribute prägten auch die Darbietungen des zum ersten Sonntag der Passionszeit passenden, auf pompöse Werke verzichtenden Programms. Mit abgerundeten Prinzipalstimmen strömten in gleichmäßig rhythmischem Fluss die Arabesken des Präludiums h-Moll BWV 544 von Bach dahin, ergänzt von einer klar geformten, klanglich ausgewogenen Fuge. In strenger Trioform erklang die 1939 komponierte Orgelsonate op. 18/II von Distler, deren Satzbezeichnungen sich Angaben wie „energische Halbe“ oder „sehr erregte Achtel“ bedient. Viegelahn gab dem im Ausdruck sehr vielseitigen Werk, in dem sich kanonisch geführte Stimmen, Trillerfiguren, Laufwerk und Orgelpunkte, mal in verklärtem Klang, mal in schrillem Aufleuchten miteinander verbanden, eine ausgewogene, harmonische Struktur. Von nicht geringerer Ausdruckskraft war die Fantasia chromatica von Sweelinck. Die auf der Chromatik beruhende, vorwiegend düstere Stimmung des aus dem späten 16. Jahrhundert stammenden Werks gab der Organist mit warmer Registrierung wieder. Die Verdichtungen, Engführungen und rhythmischen Varianten des Themas brachte er mit großer Klarheit und Präzision zum Klingen. Viegelahns plastisches Spiel brachte auch der Choral „O Lamm Gottes unschuldig“ BWV 656 von Bach aufs Schönste zur Geltung. Jeweils feinsinnig geformt war die vom Sopran bis in den Bass wandernde Choralmelodie mit ihren eleganten Umspielungen, harmonischen Ballungen und klanglichen Steigerungen. Zum Höhepunkt wurde César Francks Choral a-Moll. Das 1890 komponierte Meisterwerk füllte Viegelahn durch immense Klangdichte mit Leben. Es faszinierte durch die dynamischen Effekte mit Hilfe des Schwellwerks, die flackernd-unruhige Bewegung, die arpeggierten Akkorde und die hymnische Steigerung am Ende. Viegelahn wird stets gern gesehener Gast in Landau sein. |wgm

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