Eisenberg Paukenschläge und Merkwürdigkeiten

Schlangestehen in einem Wahllokal in Rockenhausen. Die Wahlbeteiligung lag diesmal deutlich höher als vor fünf Jahren.
Schlangestehen in einem Wahllokal in Rockenhausen. Die Wahlbeteiligung lag diesmal deutlich höher als vor fünf Jahren.

Die Wahlschlacht ist geschlagen, der Pulverdampf hat sich erstmal verzogen. Am 16. Juni folgt die Stichwahl-Ehrenrunde, und dann sind noch in 20 Gemeinden die Orts-Chefs vom neuen Gemeinderat zu wählen. Schon jetzt kann man sagen: Was für eine Kommunalwahl! Sie verdient in manchen Aspekten das Stichwort historisch.

Da ist die Sensation in Rockenhausen. Die Abwahl Karl-Heinz Seebalds beendet nicht nur eine bemerkenswerte Lebensleistung als Stadtbürgermeister. Mit ihr fällt auch eine der letzten SPD-Hochburgen im Kreis und dazu eine, die jahrzehntelang geradezu unbezwingbar galt. Auch die Stadt Eisenberg war mal eine solche SPD-Trutzburg. Dort ist am Sonntag der Versuch der Rückeroberung des Stadtbürgermeisteramtes – wenn auch knapp – gescheitert. Kein Geringerer als der amtierende VG-Chef Bernd Frey hat es versucht. Doch rot leuchten nun vor allem die Erdbeeren von Wahlsieger Peter Funck (FWG). Zur Erinnerung: Vor 25 Jahren waren bis auf Göllheim alle Verbands- und ihre Sitzgemeinden fest in SPD-Hand. Historisch ist die Wahl natürlich vor allem durch den Einzug Lisel Heises („Wir für Kibo“) in den Kirchheimbolander Stadtrat. Eine Hundertjährige – das ist wahrscheinlich Weltrekord! Die Medienwelt hat sie munter aufgemischt, rund um den Globus die Blicke auf die Kirchheimbolander Stadtratswahl gelenkt. Nun wird die erstaunlich fitte Seniorin mit der weltweiten Sympathie und Aufmerksamkeit im Rücken wohl auch den Stadtrat aufmischen. Aber auch am anderen Ende der Altersskala tut sich Bemerkenswertes. Oberndorf hat nun eine Ortsbürgermeisterin, und die ist gerade mal 24 Jahre: Claudia Linn. Das ist mutig, und wahrscheinlich bedarf es längerer Recherche, um herauszufinden, ob es im Kreis mal einen ähnlich jungen Ortschef gab. Ihr Ergebnis ist mit 54 Prozent noch nicht überragend, das Los teilt sie mit einigen anderen, die in ihrer VG neu und ohne Gegenkandidat in die Ämter gewählt wurden – 52,5 Prozent erzielte etwa Michael Rink in Alsenz. Eine Aufforderung, die Skeptiker nun zu überzeugen. Wenn Claudia Linn das gelingt, wird sie wohl auch bei einer eventuellen Wiederwahl noch die jüngste Ortschefin im Kreis sein. Überhaupt: die Frauen. In sieben Ortsgemeinden gibt es nach dieser Wahl nun Ortsbürgermeisterinnen, neben Claudia Linn sind das Susanne Röß (Steinbach), Brigitte Enders (Höringen), Martina Lummel-Deutschle (Sippersfeld), Dagmar Schneider-Heinz (Wartenberg-Rohrbach), Simone Rühl-Pfeiffer (Einselthum), Andrea Schmitt (Kerzenheim) und Heike Renz (Oberwiesen). Claudia Liebscher (Ottersheim) ist noch im Stichwahl-Rennen, und 20 Ortsbürgermeister oder eben Ortsbürgermeisterinnen werden ja noch von den Gemeinderäten gewählt. Klar, die Kommunalpolitik im Donnersbergkreis ist damit immer noch eine Männerwelt, immer noch liegt eine Parität in weiter Ferne. Aber es ist nicht zu übersehen: Die Frauen erobern sich ihren Anteil Zug um Zug. Auffallen kann einem bei der Durchsicht der jetzt gewählten Ortsbürgermeisterinnen und Ortsbürgermeister ein weiteres Detail: Insgesamt 32 Mal stand im Klammereinschub hinter dem Namen das Wort „parteilos“, Wählergruppen oder Vereine sind da noch nicht mitgezählt. Parteizugehörigkeit, so hat es den Anschein, verliert offenbar an dieser Basis des politischen Geschehens an Bedeutung. Und dann sind da die extremen Werte, die manche Bewerber für sich verbuchen können oder müssen. 95 Prozent Zustimmung für Helmut Klein, den alten und nun neuen Ortschef von Gundersweiler: Das ist ein Pfund, das man erstmal toppen muss. Nah heran kam da Reinhard Horsch, dem 93,7 Prozent der Bennhausener, die zur Wahl gingen, ihr Vertrauen gaben. Bemerkenswert auch, wenn sich einer im ersten Wahlgang gegen zwei Mitbewerber durchsetzen kann. Einem Morschheimer mit beziehungsreichem Namen ist das gelungen: Timo Markus Wahl war mit 62,6 Prozent für den größeren Teil der Wähler erste Wahl. In Marnheim gelang dasselbe Tim Mühlbach (59,7) – der damit immerhin dem bisherigen altgedienten Ortschef Klaus Duwensee das Nachsehen gab. Am anderen Ende der Skala: Klaus Lincker. Für den streitbaren Liberalen, der Ortsvorsteher in Alsenbrück-Langmeil werden wollte, setzten 56,3 Prozent der Wähler bei „Nein“ ihr Kreuz. Sicher nicht leicht zu verdauen. Es bleibt spannend. Stichwahlen müssen noch entscheiden, wer in Kirchheimbolanden, in der VG Nordpfälzer Land sowie in Ottersheim, Niedermoschel und Ramsen die kommunalpolitischen Geschicke künftig lenken soll. Der Appell bleibt unverändert bestehen: Wählen gehen, mitentscheiden darüber, wie es weitergeht!

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