Kultur Südpfalz Perfektion in Dynamik und Zusammenspiel

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„Kann ein Kammermusikabend mit ausschließlich Barockmusik entzücken, wenn dazu noch als Hauptinstrumente Cello und Fagott angekündigt sind?“, mag sich vor dem Konzert im Hohenstaufensaal in Annweiler, zu dem der Verein Kunst und Kultur eingeladen hatte, mancher Besucher skeptisch gefragt haben. Die Antwort heißt: „ja“.

Die Cellistin Rebecca Rust und der Fagottist Friedrich Edelmann stellten sich in dem mehr als zweistündigen Konzert dieser Herausforderung und eroberten die Herzen der Zuhörer, was der Beifall nach jedem Programmpunkt und am Ende des Konzerts bestätigte. Bei einigen Werken des aus deutschem, französischem und italienischem Barock bestehenden Programms nahm das Ehepaar Rust/ Edelmann die japanische Geigerin Maya Egashira mit ins musikalische Boot. Der in München beheimatete Organist, Pianist und Dirigent Christian Brembeck begleitete die Darbietungen am Cembalo. Obwohl vor zwei Jahren schon einmal zu Gast in Annweiler, war es nun das erste „Heimspiel“ der Eheleute. Denn der in Kaiserslautern aufgewachsene, von 1977 bis 2004 bei den renommierten Münchner Philharmonikern tätige Solo-Fagottist und die aus Kalifornien stammende Cellistin, die auf eine reiche Konzerttätigkeit in Europa, Amerika und Asien zurückblickt, waren erst vor einigen Monaten von München in die Südpfalz gezogen. Für die Besetzung Cello und Fagott gibt es nur wenige Originalkompositionen. Doch lassen die Barockwerke oft variable Besetzungen zu, was die Kombination der beiden Instrumente begünstigt. Und die Profi-Musiker Rust und Edelmann schufen in allen Wiedergaben mit ihrem beseelten Spiel ein lebendiges Klangbild, gaben jedem Ton Klarheit, Form und Intensität. Dabei wechselten mitunter die Rollen. Mal kam dem Fagott die führende Aufgabe zu, mal war das Cello Träger der Melodie oder die Instrumente übernahmen begleitende Funktion als Basso continuo. Warm spielten sich die Musiker zu Beginn des Konzerts mit dem Trio in D-Dur op. 50 Nr. 6 für Violine, Cello und Basso continuo (Cembalo und Fagott) von Joseph Bodin de Boismortier, das sehr gefällig daherkam und in den schnellen Sätzen reichlich Fingerakrobatik erforderte. Sehr ausdrucksvoll spielten Rebecca Rust, Friedrich Edelmann und Christian Brembeck die Sonate Nr. 6 in B-Dur für Cello, Fagott und Cembalo von Vivaldi. Bewundernswert war in den Allegro-Sätzen die virtuose Technik des Fagottisten und die nadelscharfe Präzision der Töne, auch in den hohen Registern. Dezent in der Tongebung und schön phrasierend modellierte Maja Egashira die langsamen Sätze der Sonate Nr. 4 D-Dur für Violine und Cembalo von Händel. Die erfrischend dargebotenen, rhythmisch akzentuierten Allegro-Teile standen hierzu in reizvollem Kontrast. Als sensible Gestalter zeigten sich die Musiker auch in der Air aus der Suite in D-Dur von Bach und in den Werken von Jean Baptiste Loeillet, Jean Marie Leclair und Händel. Alle Wiedergaben bestachen aufgrund der kontrollierten Stimmführung, der klangliche Noblesse, der exakt ausbalancierten Dynamik und des perfekten Zusammenspiels. Großes Lob gebührt auch Christian Brembeck, der mit überaus kultiviertem Anschlag feinsinnig begleitete und sich in dem Duett f-Moll für Fagott, obligates Cembalo und Basso continuo von Christoph Schaffrath als ein Cembalist von höchstem Rang erwies.

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