Kultur Südpfalz Vom Lachen und Weinen

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Ein Lächeln auf den Lippen, ein ausverkauftes Haus und ganz viel Frauenpower – das war die Premiere der literarisch-musikalischen Sprechperformance der „Funny Girls“ in der Landauer Stadtbibliothek.

Nach „Kleine Sittenlehre“ 2012 und „Leckermäuler und Zungenlumpen“ 2014 dieses Mal „Wo bleibb da humoooa?“, ein Zitat aus einem Gedicht von Ernst Jandl. Gemäß dem Kultursommermotto „Der Sommer unseres Vergnügens“ orientierte sich das literarische Konzept an Kabarett und Satire, an Humor und Ironie unter der Leitung der Sprecherzieherin Sieglinde Eberhart aus Landau und der Theaterpädagogin Felix S. Felix vom Chawwerusch-Theater Herxheim, die gesammelt hatten und gesichtet, literarisches und musikalisches Material verknüpften, Lieder und Musikstücke mit Handlungsideen versahen. Nur an vier Wochenenden wurde mit den Teilnehmerinnen, im Übrigen alles Laien, dafür intensiv gearbeitet. Daneben gab es in Einzel- und Kleingruppenunterricht entsprechende Unterstützung, um die Bühnenpräsenz zu verstärken, sprecherische und interpretatorische Ausdrucksmittel zu verbessern und eine geschlossene Ensembleleistung zu erzielen. Und was dabei herausgekommen ist, war lustig und nachdenklich zugleich, witzig und anspruchsvoll. Man denke nur an das Zwiegespräch von Gerhard Polts „Wo ist Vogi?“ Eva Seiter flötete, trällerte, jammerte und verzagte mit Isabel Eichenlaubs Cello um die Wette. Parallel zu den Texten verschob das in rot-schwarzen Tönen gewandete zehnköpfige Ensemble, das mit Dadatexten beklebte Kartons auf dem Kopf trug, große Pakete auf der Bühne, beispielsweise zu Sitzen im Zug, als Monika Brückner Loriots „Literaturkritik“ zum Besten gab. Eindringlich und präzise las sie aus einem Buch, dessen Autor anonym bleiben wollte und auf der Buchmesse sehr gelobt worden war: Es handelte sich um den Fahrplan der Deutschen Bundesbahn. Moderne Lyrik fehlt auch nicht: „Vollmeise“ von Wir-sind-Helden-Sängerin Judith Holofernes (Eva Seiter, Kristina Laffers). Das Ensemble widmete sich im ersten Teil des Programms den fast philosophischen Fragen: „Was bringt uns zum Lachen? Was ist eigentlich Humor? Versteht nicht jeder etwas anderes darunter?“ Ein Ergebnis war, dass Lachen zusammenschweißt, Halt gibt und man sich einer „Gemeinde“ zugehörig fühlt. Dass die Truppe auch singen kann, bewies sie mit Georg Kreislers „Ausgesprochen schöner Heinrich“. Da wurde sich gesehnt, geseufzt, da wurde angebetet, gelockt und gelobt. Tatjana Strauch erwies sich als die große Stotterin in Kurt Schwitters „Kleines Gedicht für große Stotterer“, während Christine Heeger-Roos die gestrenge Lehrerin gab. Und wer kennt nicht Jandls „Ottos Mops“, von Eva Seiter und Sophia Kuhs als Spiel mit den Vokalen toll umgesetzt. Die Fortsetzung folgte mit Robert Gernhardts „Ottos Mops ond so fort: Gittis Hirsch“. Gar nicht so einfach, die Vokalreihen einzuhalten. Doch Christine Heeger-Roos, Siglinde Burg und Hanne Tadic meisterten dies mit Bravour. Und dass die beiden Südpfälzer Literaten Michael Bauer und Werner Laubscher nicht fehlen dürfen, versteht sich von selbst. Immer wieder schön: „Do de Dom“. Nach der Pause dann die große Dada-Feier, beispielsweise mit Hans Arps „Kaspar ist tot“. Susanna Stähle und Annette Kliewer trugen vor, spiegelten die Revolte gegen die Kunst. Das selbst geschriebene Stück „Pälzer Wind“ der Cellistin Isabel Eichenlaub tat ein Übriges, um in die Thematik einzuleiten. Dass auch die Frau als Autor im Programm nicht zu kurz kam, zeigte beispielsweise „Die kriechende Hand“ von Margaret Atwood. Mit „Bonna Nox“ von Wolfgang Amadeus Mozart wurde ein Abend beschlossen, der zum Lachen angeregt hat. Und ein manches Mal blieb es einem im Hals stecken, das Lachen, das sich das Weinen zum Nachbarn auserkoren hat. Weitere Aufführungen —Morgen, 19 Uhr, im Chawwerusch Theatersaal, Herxheim. —Samstag, 1. Oktober, 20 Uhr, Stadtbibliothek Landau. —Sonntag, 2. Oktober, 20 Uhr, Keysermühle Klingenmünster. |utge

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