Eisenberg Zeugnis: Belohnen oder bestrafen?

Eisenberg: Heute ist in Rheinland-Pfalz der letzte Schultag vor den Sommerferien –und damit auch Tag der Zeugnisausgabe. Wie reagiert man als Eltern am besten auf ein sehr gutes und wie auf ein schlechtes Zeugnis? Die RHEINPFALZ hat drei Schulleiter aus der Umgebung nach ihren Tipps gefragt.

Ein Schulzeugnis voller Einser ist ein schöner Anblick und erfüllt Eltern mit Stolz. Manch einer möchte seine Freude über die gute Leistung auch gegenüber dem Kind kundtun. Doch wie sieht eine angemessene Belohnung denn nun aus? Reicht das ausgesprochene Lob, oder zückt man lieber den Geldbeutel? Christa Mayer, Schulleiterin der Integrierten Gesamtschule Eisenberg (IGS), vertritt in der Frage einen klaren Standpunkt: „Bei einem guten Zeugnis zeigt man seine Anerkennung am besten durch ein Dankeschön, durch Freude und Stolz.“ Von finanziellen oder materiellen Anreizen hält Mayer indes nicht viel. „Das Kind soll die Leistung aus sich selbst heraus erbringen.“ Ähnlich sieht es auch Kerstin Becker, Schulleiterin der Grundschule in Kerzenheim. Es sei „unangemessen, das Kind für seine Leistungen zu bezahlen“. Sinnvoller seien Lob und Anerkennung. Schulleiter Markus Fichter von der Grundschule Eisenberg steht der Frage nach materieller Belohnung „grundsätzlich offen gegenüber“. „Das ist eine interne familiäre Entscheidung“, sagt der Pädagoge, fügt jedoch hinzu: „Es stellt sich aber die Frage, ob es unbedingt Geld sein muss. Vielleicht kann man zur Belohnung lieber mit den Kindern etwas unternehmen.“ In einem anderen Punkt sind sich die drei Lehrer jedoch einig: Bei schlechten Zeugnissen sollten Bestrafungen tabu sein. „Davon halte ich nichts“, stellt etwa Becker klar. Strafen seien die falsche Reaktion und kämen zudem zu spät. Wichtiger sei, dass die Eltern die Lernentwicklung ihres Kindes verfolgten, lange bevor das Zeugnis ausgestellt wird, findet die Kerzenheimer Rektorin: „Dann kann man eher herausfinden, woran die schwachen Leistungen liegen.“ Die Pädagogin empfiehlt den Eltern, die Hausaufgaben und die Schulleistungen der Kinder im Blick zu behalten. Becker: „Dann gibt es am Ende auch keine böse Überraschung bei den Zeugnissen.“ Auch Fichter ist ein Anhänger der frühzeitigen Intervention. „Durch Schimpfen oder Bestrafen wird es nicht besser“, meint der Lehrer. Besser sei es, die möglichen Ursachen für die schwache Leistung mit dem Kind zu ergründen, und dann zu handeln. Fichter: „Die Eltern sollten frühzeitig den Kontakt zu den Lehrern suchen.“ Schließlich bestehe eine gemeinsame Erziehungsverantwortung zwischen Eltern und Schule. An der IGS erörtere man die Probleme in einem jährlichen Gespräch zwischen Eltern, Schülern und Lehrern. Die Schüler seien dabei regelmäßig dazu angehalten, sich selbst und ihre Leistungen einzuschätzen. „Ich bin immer wieder erstaunt, wie genau diese Einschätzungen sind“, sagt Mayer. „In den Gesprächen werden auch die Eltern mit ins Boot geholt. Die wissen dann ganz genau, wie es um ihre Kinder bestellt ist.“ Ähnlich wie Fichter empfiehlt auch die Rektorin der IGS, das Gespräch mit dem Kind zu suchen. „Die Schüler sind in der Regel ja selbst enttäuscht über ihre schlechte Noten“, schildert Mayer. Für schwache Leistungen in der Schule gibt es laut Mayer unterschiedliche Gründe: „Manche Schüler sind einfach unorganisiert.“ Die Aufgabe der Eltern bestehe dann darin, ihren Kindern einen geregelten Tagesablauf vorzuleben. Auf dem Weg zur Verbesserung der Noten sei es außerdem wichtig, sich nicht zu hohe Ziele zu setzen. „Dann ist der Frust programmiert“, warnt die Schulleiterin. Besser sei es, sich in kleinen Schritten voranzuarbeiten. „Damit stellt sich beim Schüler dann auch ein Erfolgserlebnis ein, das ihn motiviert, weiterzumachen.“ Ob es sinnvoll ist, dass schwache Schüler ihre Ferienzeit opfern, um möglichst viel Stoff nachzuholen, lässt sich laut Kerstin Becker nicht pauschal sagen. „Wenn das Kind sich angestrengt hat, und die Leistungen trotzdem schlecht sind, dann hat es wenig Sinn, die Ferien mit Pauken zu verbringen“, erklärt sie. Sei das Kind hingegen beispielsweise längere Zeit krank gewesen und müsse Grundlagen aufholen, sei die eine oder andere Lerneinheit womöglich sinnvoll. „Im Endeffekt kommt es immer auf den individuellen Fall an. Ein schlechtes Zeugnis kann nicht mit einem anderen schlechten Zeugnis gleichgesetzt werden.“

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