Bahnverkehr Weniger Züge und höhere Preise durch Schienen-Maut

Gefährdet ist unter anderem die IC-Linie von Karlsruhe über Nürnberg nach Leipzig, die durch Thüringen führt.
Gefährdet ist unter anderem die IC-Linie von Karlsruhe über Nürnberg nach Leipzig, die durch Thüringen führt.

Eigentlich wird oft mehr Bahnfahren propagiert, für die Verkehrswende ist ein Wechsel vom Auto auf die Schiene zentral. Doch es droht das Gegenteil: Eine wahrscheinlich massiv steigende Schienen-Maut würde zu teureren Tickets und Einschnitten ins Zugangebot führen.

Bei der Deutschen Bahn (DB) drohen künftig höhere Ticketpreise und weniger Fernzüge. „Wenn die Erhöhung in der angekündigten Größenordnung, die deutlich über dem durchschnittlichen inflationsbedingten Kostenanstieg liegt, direkt an die DB Fernverkehr AG weitergegeben würde, dann sind Angebotsreduktionen und auch eine Erhöhung der Ticketpreise unumgänglich“, sagte ein DB-Sprecher am Mittwoch.

Das Thema löste in der Politik Unruhe aus, vor allem die Grünen reagierten mit Kritik. Landespolitiker befürchten, dass ihre Regionen durch Streichungen im Bahnverkehr abgehängt werden könnten. Besonders heikel ist, dass wohl gerade die Bundesländer Thüringen und Sachsen stark betroffen sind, in denen im September Landtagswahlen anstehen.

Mehrere IC-Linien in Gefahr

Laut einem Bericht des „Spiegel“ hat die DB bereits eine Liste mit Fernzuglinien aufgestellt, die ausgedünnt oder gestrichen werden sollen. Demnach könnten die IC-Linien 61 von Karlsruhe über Stuttgart und Nürnberg nach Leipzig, 51 von Gera über Erfurt und Kassel nach Köln sowie 34 von Frankfurt über Wetzlar, Siegen und Münster nach Norddeich Mole komplett gestrichen werden. Darüber hinaus soll laut „Spiegel“ das Angebot an ICE-Fahrten nach Stralsund in der Nebensaison stark reduziert werden. Das Magazin bezieht sich auf ein Schreiben der DB an die Bundesnetzagentur von Anfang Februar.

Für Verwirrung sorgte der „Spiegel“ mit der Behauptung, dass auf der Streichliste auch die Linie 56 von Leipzig über Hannover, Bremen und Oldenburg nach Norddeich Mole stehe. Dies wäre besonders brisant, weil die Züge westlich von Bremen Teil des regionalen Taktsystems sind und hier – dank einer vertraglichen Regelung mit dem Land Niedersachsen – auch Nahverkehrstickets gelten. Der „Spiegel“ korrigierte dies dann und erklärte den Fehler mit einer Verwechslung mit der Linie 34, die ebenfalls nach Norddeich führt.

Von der DB kam dazu am Mittwoch ein Dementi – allerdings nur für 2025: „Es gibt aktuell keine konkreten Pläne zur Streichung der genannten Fernverkehrsverbindungen. Wir haben im April unsere Planungen für den Fahrplan 2025 abgeschlossen. Dieser Fahrplan sieht derzeit keine der genannten Angebotskürzungen vor.“ Ähnlich äußerte sich ein Sprecher des Bundesverkehrsministeriums: „Uns liegen auch keine konkreten Informationen zu etwaigen Ausdünnungen auf bestimmten Strecken vor.“

Trassenpreise steigen stark

Bei den Trassenpreisen handelt es sich um Gebühren, die von der DB-Infrastrukturgesellschaft InfraGo erhoben werden. Sie sind eine Art Schienen-Maut, die alle Züge zahlen müssen. Die Bundesnetzagentur genehmigte kürzlich eine deutliche Erhöhung der Trassenpreise für 2025 – im Durchschnitt um 6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Grund für die hohe Steigerung sind laut der InfraGo gestiegene Personal- und Materialkosten.

Aufgrund einer gesetzlichen Regelung ist die Mehrbelastung für den Regionalverkehr gedeckelt. Den Personenfern- und den Güterverkehr trifft die Erhöhung deswegen umso heftiger. Für 2025 erhöhen sich die Trassenpreise für den Fernverkehr nach aktuellem Stand um 17,7 Prozent. Der Bund hat in Aussicht gestellt, die Trassenpreise durch eine Sonderförderung zu senken. Das sei aber nur eine kurzfristige Lösung, sagte die Bundestagsabgeordnete Paula Piechotta (Grüne). „Um das Problem auf Dauer zu lösen, ist eine Überarbeitung des Trassenpreissystems mit einer Anpassung des Eisenbahnregulierungsgesetzes die sauberste Lösung“, so Piechotta.

Grüne gegen Einschnitte ins Bahnangebot

„Eine Streichung von wichtigen Fernverbindungen durch die Deutsche Bahn wäre völlig falsch, wir erwarten von der Bahn, dass sie auf allen Strecken weiterfährt“, sagte die Vorsitzende der Grünen-Bundestagsfraktion, Katharina Dröge. Viele Menschen verließen sich in ihrem Alltag auf die Bahn. Sie dürften jetzt nicht abgehängt werden. Für die Grünen habe die Finanzierung von Bahn und Schiene in den Haushaltsverhandlungen Priorität. Grünen-Chef Omid Nouripour argumentierte mit der Daseinsvorsorge und kündigte Gespräche an. Er wolle zusammen mit Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) alles daransetzen, dass es nicht zu Streichungen im Fernverkehr der Bahn komme, sagte Nouripour bei RTL/ntv.

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