Pfälzer Teufelssagen Hat einst der Teufel Neuleiningen gegründet?

Die Gründung von Neuleiningen soll ein Werk des Teufels sein, erzählt eine alte Sage. Auch Carlsberg soll so entstanden sein.
Die Gründung von Neuleiningen soll ein Werk des Teufels sein, erzählt eine alte Sage. Auch Carlsberg soll so entstanden sein.

Vom Weltschöpfer zum Depp – die Figur des Teufels machte in den Sagen rund um Grünstadt eine spannende Wandlung durch. So auch in der Sage rund um Neuleiningen.

Teufelssagen sind im ganzen Pfälzerwald verbreitet. Die beiden überlieferten Sagen rund um Grünstadt haben es besonders in sich. Darin verschwindet eine ganze Stadt und der Teufel wird mit einem faden Flammkuchen beschworen.

„Der Teufel ist in der Pfalz sehr präsent. Das liegt vor allem an den Sandsteinformationen im Pfälzerwald, die natürlich Fragen aufgeworfen haben“, sagt Barbara Schmidt vom Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde. In der Regel stellt sich der Teufel bei seinen Bauvorhaben etwas dumm an und sein Bauwerk missglückt ihm. Übrig bleiben dann die Sandsteine, die, wie im Falle des Teufelsberges bei Burrweiler (Landkreis Südliche Weinstraße) die Überreste seines Palastes sein soll. In dieser Sage ist das anders.

Vom Himmel gefallen: Carlsberg und Neuleiningen

„Der Teufel raubte eine ganze Stadt, niemand weiß, welche Pfälzer Stadt es war, stopfte sie in seinen Sack und sauste ab zur Hölle“, beginnt die Sage „Was der Satan verlor“ aus dem ersten Band der „Pfälzer Sagen“ von Viktor Carl. Von Westen kommend, über den Stumpfwald sausend, „streifte der schwere Sack den Hohen Bühl und bekam einen ordentlichen Riss“, so die Sage.

An der Stelle, wo die ersten Häuser auf die Mutter Erde purzelten, entstand das heutige Carlsberg. Vereinzelte Häuser der gestohlenen Stadt ließ der Teufel dorthin fallen, wo heute der Gartenhof bei Altleiningen und etwas weiter nördlich der Weiler Nackterhof sind. „Er geriet über sein Missgeschick derart in Wut, dass er auch noch den Rest ausschüttete, das jetzige Neuleiningen.“

Sage aus Kirchheim: Der Müller und der Teufel

Wie unterschiedlich die Figur des Teufels in den Pfälzer Sagen gestaltet ist, zeigt sich in einer Sage, die in Kichheim an der Weinstraße spielt. Hier ist der Teufel kein Gigant mehr, der die Macht hat, Städte zu zerstören und zu begründen, sondern eine Witzfigur, die leicht angeschmiert werden kann.

„In einer Mühle bei Kirchheim kehrte von Zeit zu Zeit ein armer Pilger ein“, beginnt die Sage „Der Müller und der Teufel“ aus der Geschichtssammlung „Pfälzische Sagen“ von Friedrich Willhelm Hebel. „Einmal nun, wie er so des Nachts dalag [...] öffnete sich um Mitternacht, als gerade die Glocke zwölf schlug, plötzlich die Tür“, so die Sage.

Der Müller und die Müllerin sollen mit viel Silber gekommen sein und es mit Hilfe des Teufels versteckt haben. „Der Teufel suchte den Müller vor dem wachenden Pilger zu warnen, indem er einmal übers andermal rief: ,Es guckt! Es guckert!!“, doch der Müller verstand nicht. Gemeinsam versiegelten die Paktierer das viele Geld und einigten sich, an es nur durch einen Flammkuchen mit Schuhnägeln kommen zu können.

Vom obersten Dämon zur Witzfigur

„Wie [der Pilger] nun wieder einmal in die Gegend kam, hörte er, dass die Müllersleute gestorben seien“, erzählt die Sage weiter. So sei er zu den Müllerskindern gegangen, die ihn freundlich aufnahmen und er habe ihnen das Geheimnis anvertraut. „Die Schwester rührte in aller Eile Teig an und machte einen Flammkuchen, den sie mit Schuhnägeln spickte“ und so beschworen die drei um Mitternacht den Teufel. „Da tat sich die Schatzkammer auf, und vor ihnen lagen unzählige Gold- und Silberstücke“, endet die Sage mit einem Happy End.

Ein Teufel, der seine Aufgabe nicht erfüllt, der nicht einmal richtig kommunizieren kann. Was ist das für ein Teufel? „In Märchen taucht der Teufel dann in relativ harmlosen Aktionen auf. Der Teufel, der ins Wirtshaus geht und unter seiner Frau leidet, hat nichts mehr mit dem Teufel aus der Bibel zu tun“, beschreibt Schmidt den Wandel, den die Teufelsfigur vom obersten Dämon zur Witzfigur in der Pfalz machte.

x