Pfälzer Teufelssagen Der Teufel im Pferdemist: Verrückte Sagen rund um Kaiserslautern

Mit seinen Füßen soll der riesenhafte Teufel diese Felsen geformt haben. Eine gigantische Sage.
Mit seinen Füßen soll der riesenhafte Teufel diese Felsen geformt haben. Eine gigantische Sage.

Fischbach, Frankenstein, Fockenberg-Limbach und Kindsbach: Im Landkreis Kaiserslautern erzählt man sich sehr unterschiedliche Teufelsgeschichten.

Der Pakt mit dem Teufel ist für den tüchtigen Schmied aus Fischbach bei Hochspeyer der einzige Weg aus der Misere. Der Herr der Unterwelt soll ihm immer genug Eisen zum Verarbeiten bieten und im Gegenzug wird die Seele des Schmiedes dem Teufel gehören. Der Twist: „Der Geselle der Hölle müsse jede angefangene Arbeit erraten. Wenn ihm dies nicht gelinge, dann sei die Seele des Schmiedes wieder frei“, berichtet die Sage „Teufel und Schmied“ aus dem dritten Band der „Pfälzer Sagen“ von Viktor Carl.

„Der Teufel lieferte fortan dem Schmied Eisen in Mengen [...]. Jeden Tag aber schaute des Teufels Fratze zur Schmiede herein [...] und immer konnte er erraten, was es werden sollte“, so die Sage weiter. So dachte sich der Schmied eine List aus, um seine Seele zu retten. Er begann mit seiner Schmiedekunst. „Ein Stiel war daran und drei eiserne Zinken.“ Können Sie erraten, was der Schmid aus Fischbach dem Teufel unter die Nase hielt?

Schmied überlistet den Teufel

„Eine Mistgabel!“, soll der Teufel gesprochen haben. „Doch der Schmied schlug auf dem Amboss die Zinken krumm. So war es ein kleiner Gartenrechen geworden.“ Die Seele des Schmiedes war gerettet.

„In der Pfalz erscheint der Teufel manchmal ein bisschen dümmlich. Man kann ihn überlisten“, ordnet Barbara Schmidt vom Institut für pfälzische Geschichte und Volkskunde dieses Happy End ein. „In Märchen taucht der Teufel dann in relativ harmlosen Aktionen auf. Der Teufel mit seiner Großmutter, hat nichts mehr mit dem Teufel aus der Bibel zu tun“, beschreibt Schmidt den Wandel, den die Teufelsfigur auch in der Pfalz machte.

Felsen als Teufels-Fußabdruck

Die Geschichte eines viel mächtigeren Teufels weiß die Teufelsleiter bei Frankenstein zu erzählen. Diese Sandsteinformation soll der Fußabdruck des gigantischen Fürsts der Hölle sein. „Der Teufel ist in der Pfalz sehr präsent. Das liegt vor allem an den Sandsteinformationen im Pfälzerwald, die natürlich Fragen aufgeworfen haben“, macht Barbara Schmidt auf die geologischen Besonderheiten der Pfalz aufmerksam. „Seine Figur soll in sogenannten Herkunftssagen damals unerklärliche geologische Beschaffenheiten erklären“, sagt Schmidt.

„Daneben dienten Teufelsmythen dazu, vor Gefahren zu warnen. Sie sollten vermitteln: ,Geh da lieber nicht hin’“, führt sie weiter aus. Damals sei die Wildnis des Pfälzerwaldes noch nicht erschlossen gewesen. Eine eindeutige Warnung vor diesen Gebieten sei also nützlich gewesen. Ähnliches gilt wohl für den Teufelstein bei Frankelbach, nördlich von Kaiserslautern, der in der Antike als römischer Steinbruch diente.

Kindsbach: Ist der Teufel in Wahrheit ein Mensch?

Aus Kindsbach südlich der Ramstein Air Base ist eine weitere Teufelsgeschichte bekannt, die Helmut Seebach in seinen „Sagen in der Pfalz“ niederschrieb. Bei „Pallmans Haus“, laut Bürgermeister Michael Müller vermutlich das Fachwerkhaus in der Kaiserstraße 65, sei früh am Sonntagmorgen „eine große Gestalt“ herausgetreten, hinkend und mit Hufeisen. Die Kinder, die zu der Zeit „auf der Straße Pferdemist [sammelten], riefen ihre Eltern. Als diese aber kamen, sahen sie nichts mehr.“ Kindliche Einbildung oder echte Gefahr?

Wie menschlich der Teufel sein kann, zeigt die Sage „Hier, Teufel, hast du das Geld!“ aus dem zweiten Band der „Pfälzer Sagen“ von Viktor Carl. Sie spielt in Fockenberg-Limbach. Ein undankbarer Stiefvater bestiehlt in dieser Geschichte seine drei Stiefkinder und versteckt ihr Geld beim Teufel unter einer eisernen Platte. „Zu zweit machten sich [die Stiefsöhne] daran, die Platte zu heben, doch umsonst“, stellen die Beraubten in der Sage ernüchtert fest. Erst als der Stiefvater gestorben war „setzten sie ihn auf die Platte und sagten: ,Teufel, hier ist der Schlüssel!’“ Der ersehnte Reichtum kam zu seinen ursprünglichen Besitzern zurück.

„Die Figur des Teufels sollte auch erklären, warum es das Böse im Menschen gibt“, ordnet Barbara Schmidt solche Pfälzer Teufelssagen ein. Gerade in dieser Sage aus Fockenberg-Limbach wird das besonders ersichtlich, weil der Teufel als Figur gar nicht in Erscheinung tritt – eine besondere Form der Mahnung.

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