Firmenporträt Moster trotzt Corona und steigert Umsatz

Hält die Zügel und manchmal auch ein Kabel in der Hand: Rudolf Peter Moster.
Hält die Zügel und manchmal auch ein Kabel in der Hand: Rudolf Peter Moster.

Im Sommer wollte der Elektrogroßhandel Moster sein 75. Jubiläum feiern. Wie die Eröffnungsfeier fürs neue Firmengebäude fiel das Fest der Pandemie zum Opfer. Ansonsten ist das Familienunternehmen gut durch die Widrigkeiten der jüngeren Zeit gekommen. Der Umsatz ist sogar gestiegen, weil Baubranche und -handwerk boomen. Elektrotechnik ist gefragt.

Erst im vergangenen Jahr hat das Unternehmen das neue Firmengebäude mit großer Lagerhalle im Gewerbegebiet an der Ernst-Boehe-Straße nahe der Hochschule bezogen. Verkauft werden hier Produkte der Elektrotechnik vom Stromkabel bis zum Kühlschrank, in jüngerer Zeit auch Photovoltaik und Ladestationen für E-Autos.„Wir sind ein Vollsortimenter und haben alles, was mit Elektro zu tun hat“, sagt Geschäftsführer Rudolf Peter Moster. Kunden sind das Elektrohandwerk sowie Industrie und Gewerbe – keine Privatleute.

5000 Quadratmeter großes Zentrallager

Neben dem neuen Firmengebäude mit seinen hellen Büros bietet ein 5000 Quadratmeter großes Zentrallager Platz für einen umfangreichen Vorrat an Nachschub. Allein die Selbstbedienungsabholung für Handwerker bietet 4300 gängige Artikel griffbereit zum Mitnehmen. Sogar eine Drive-in-Zufahrt mit Expressschalter ist in der riesigen Halle vorhanden. Neben der Zentrale in Ludwigshafen besitzt das Unternehmen noch Standorte in Kaiserslautern, Neustadt, Karlsruhe, Offenbach und Kleinheubach in Unterfranken.

Über 100 Millionen Euro Umsatz

Geboten wird in Ludwigshafen und Kaiserslautern auch ein Lieferservice für die Kunden. Rund 20 Lkw sind dafür unterwegs. Insgesamt beschäftigt Moster an allen Standorten 300 Mitarbeiter. „In diesem Jahr 2021 werden wir einen Jahresumsatz von über 100 Millionen Euro erreichen“, sagt Moster mit hörbarem Stolz.

Dabei hat der Ludwigshafener Betrieb ganz klein angefangen. 1946, die Stadt lag noch in Trümmern, hat sein Großvater Rudolf Moster das Gewerbe eines Elektrogroßhandels angemeldet und für das Lager und Büro einen Weltkriegsbunker in Friesenheim angemietet. Er liefert zuverlässig – und so bezieht die Firma 1961 ein eigenes Gebäude in der Orffstraße in Süd. 1969 steigen auch seine Söhne Rudolf und Hans Peter in die Firma ein. Das kleine Unternehmen wird Teil einer Marktgemeinschaft und wächst weiter. Eine erste Filiale in Neustadt wird gegründet. 1982 zieht die Firma in größere Räume in der Bliesstraße (West), wo sie über 40 Jahre beheimatet bleibt.

„Von der Pike auf“ hineingewachsen

1998 treten in dritter Generation der Enkel des Firmengründers, Rudolf Peter Moster, und sein Partner Götz Aumüller als Gesellschafter ein. Er selbst habe auf Wunsch des Vaters zunächst eine Lehre als Elektriker gemacht, der dann eine kaufmännische Ausbildung folgte. Im Anschluss sei er „von der Pike auf“ in den Betrieb hineingewachsen, habe alle Stationen vom Außendienst bis zur Technikabteilung durchgemacht, erzählt Rudolf Peter Moster.

Aus der früheren Marktgemeinschaft ist im Lauf der Jahre die Mitgliedschaft in Fegime geworden, einem Verband von rund 60 Elektrogroßhändlern in ganz Deutschland. „Damit haben wir Zugriff auf eine Datenbank mit 3,5 Millionen bestellbarer Artikel“, berichtet der 55-Jährige.

Derzeit sind die bis zur 15 Meter hohen Decke reichenden Warenregale im Zentrallager gut gefüllt. Nachdem es in diesem Jahr in einigen Bereichen Lieferschwierigkeiten seitens der Produzenten gab, hat Moster reagiert. „Wir haben die Lagerbestände um 25 Prozent erhöht“, erläutert der Geschäftsführer.

„Das gab es noch nie“

Einige Artikel, in denen Mikrochips enthalten seien, hätten noch extreme Lieferverzögerungen. Etwas anderes sei aber noch schlimmer gewesen. „Im dritten Quartal hatten wir kein Kupferkabel mehr im Lager“, berichtet Moster. Bundesweit seien einfache Elektrokabel nicht mehr verfügbar gewesen. „Das gab es noch nie in meiner Laufbahn“, wundert er sich.

Das Problem der Produzenten sei dabei nicht das Kupfer, sondern das Fehlen von Kunststoff für die Isolierung gewesen. Die Lieferprobleme hätten sich inzwischen zwar gebessert. Man sei aber noch nicht dort, wo man einmal war.

„Mit Corona sind wir eigentlich ganz gut klargekommen“, sagt Moster. Da die technische Ausstattung vorhanden war, seien die Mitarbeiter im Büro früh ins Homeoffice geschickt worden. Im Lagerbetrieb gelten die gängigen Vorsichtsmaßnahmen, Selbstbedienung ist für die Kunden im Moment nicht möglich.

Unverkennbar stolz ist Moster auf das schmucke, neue Firmengebäude in der Ernst-Boehe-Straße. „Wir sind froh über den neuen Standort hier“, sagt der 55-Jährige. Auch angesichts des Hochstraßen-Dilemmas gebe es für die Auslieferung der Elektro-Produkte nicht wirklich ein Problem.

Arbeit in drei Schichten

Im Ludwigshafener Zentrallager werde in drei Schichten im 24-Stunden-Betrieb gearbeitet. Ausgeliefert werde an die Kunden auch nachts, wenn kaum Verkehr sei. „Wir sind extrem verwurzelt mit Ludwigshafen“, sagt Moster, der hier geboren und aufgewachsen ist. Eine Feier für das 75-jährige Bestehen und den Neubau soll auf jeden Fall nachgeholt werden, kündigt er an. Nur wann sie stattfinden kann, da wagt er – verständlicherweise – noch keine Prognose.

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