Pfälzer Teufelssagen Glück gehabt: „Der Teufel hat Speyer verlassen“

Aus den Neblschwaden des Rheins soll der Teufel gestiegen sein, um einer jungen Nonne in Speyer den Kopf zu verdrehen.
Aus den Neblschwaden des Rheins soll der Teufel gestiegen sein, um einer jungen Nonne in Speyer den Kopf zu verdrehen.

Pfälzer Teufelssagen findet man vor allem in Wäldern und den Bergen. Doch auch Speyer hat Teufelssagen über den Hexenwahn und das Leben im Kloster zu bieten.

Paranormale Aktivitäten und ein stechender Schwefelgestank lassen es erahnen: In Speyer geht der Teufel um. Das zumindest erzählt die Sage „Der Teufel in der Klosterzelle“, die im dritten Band der zusammengetragenen „Pfälzer Sagen“ von Viktor Carl nachzulesen ist.

In einem Kloster, das es heute nicht mehr gebe, weil es im Dreißigjährigen Krieg gebrandschatzt und zerstört worden sei, habe sich diese Geschichte zugetragen. „Eines Tages bat eine Frau aus Landau um Aufnahme in das Kloster“, erzählt die Sage, weil sie so von dem schmerzlichen Verlust ihres Liebsten frei werden wollte. „Doch in ihrer Zelle [Schlafraum im Kloster: Anmerkung der Redaktion] kamen ihr Gedanken, die einer Klosterschwester nicht würdig waren.“

Ein merkwürdiger, schöner Mann im Schlafraum

Vom Rhein her kam regelmäßig ein schöner Mann. Er sprach nicht, aber ließ die junge Nonne Übersinnliches erleben: „Wie in einem Film rollte ihr Leben vor ihrem geistigen Auge ab, auch jener Teil, in dem sie schwere Schuld auf sich lud.“ Höllenqualen soll sie so gelitten haben, bis ein Pilger ihr den entscheidenden Rat gab. Als der merkwürdige, schöne Mann wieder in ihren Schlafraum kam, „rief die Nonne in höchster Not den Namen der heiligen Jungfrau [...] und der leibhaftige Teufel entschwand“.

„In der Pfalz erscheint der Teufel manchmal ein bisschen dümmlich. Man kann ihn überlisten“, ordnet Barbara Schmidt dieses Happy End ein. „In Märchen taucht der Teufel dann in relativ harmlosen Aktionen auf. Der Teufel, der ins Wirtshaus geht und unter seiner Frau leidet, hat nichts mehr mit dem Teufel aus der Bibel zu tun“, beschreibt sie den Wandel, den die Teufelsfigur auch in der Pfalz machte.

Hexenverbrennungen und Teufeleien

Auch in der zweiten Teufelsgeschichte zu Speyer wird der Teufel besiegt. Sie bietet einen grausigen Einblick in die Zeit des Hexenwahns.

„Eine wunderschöne Frau [...] aus Mauretanien“, soll sie gewesen sein. In Speyer, so erzählt die Sage „Schönheit und Reichtum brachten Untergang“ aus dem dritten Band der „Pfälzer Sagen“ von Viktor Carl, habe sie Hof gehalten. „Angesehene Herren stiegen des Nachts vor ihrem Tor vom Pferde. Wertvolle Geschenke zierten ihr Haus. Der Neid schlich sich in die Herzen“, ist in der Sage zu lesen.

Sagen betonen Bedeutung der Stadt Speyer

„Hexerei wurde ihr vorgeworfen. [...] Wenn sie durch ihren Park schritt, begleite sie der Höllenfürst“, soll man sich erzählt haben. „Sie wurde verurteilt, der Scheiterhaufen aufgetürmt. Noch einmal schrie sie der versammelten Menge entgegen: ,Ich bin unschuldig, bin keine Hexe!’“, beschreibt die Sage die Hinrichtung. Im Feuer und während eines schweren Wolkenbruchs verbrannte die Frau schließlich zu Asche. Die Sage schließt: „Die Hexe war nicht mehr, und der Teufel hatte Speyer verlassen.“

„Volkspsychologisch [...] erscheint den Leuten offenbar auffallend, wenn jemand plötzlich zu Reichtum, Ehre und Macht gelangt. Man glaubt, dass es ’nicht ganz natürlich zugehen’ konnte“, schreibt Röhricht in seinem Standardwerk Sage und Märchen. Die Teufelsmythen aus Speyer beschreiben die Stadt als Ort voller Sagen und Geschichten. Andererseits betonen sie auch die Bedeutung der Stadt, in der Klöster das Zentrum kulturellen Lebens sind und fremde Gesandtschaften hofiert werden.

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