Formel 1 Michael Schumachers Skiunfall jährt sich zum zehnten Mal

Michael Schumacher 2010.
Michael Schumacher 2010.

Ausstellungen, Ehrungen, Erinnerungen. Michael Schumachers Skiunfall jährt sich wieder. Zum zehnten Mal in diesem Jahr. Die Faszination des ehemaligen Formel-1-Stars ist für viele geblieben. Wie es ihm heute wirklich geht, ist nicht bekannt.

Michael Schumacher. Mehr als ein Name. Mehr als ein ehemaliger Rennfahrer. Auch weit nach seinem schwersten Unfall, der sich in diesem Monat zum zehnten Mal jährt. „Jemand hört Michaels Namen, und ihm fällt sofort Formel 1 ein. Das haben nur die ganz Großen geschafft. Letztlich personifiziert Michael die Formel 1“, sagt seine Managerin Sabine Kehm.

Michael Schumacher machte die Formel 1 in Deutschland zum Kult, auch ein Bastian Schweinsteiger erinnert sich nur zu gut an die Sonntage vor dem Fernseher, wie der Fußball-Weltmeister von 2014 in einer mehrteiligen Doku der ARD („Being Michael Schumacher“) erzählt, die seit Donnerstag in der Mediathek und am 28. Dezember (23.25 Uhr) im Ersten zu sehen ist. „Schumacher ist eine Ikone“, sagt der ehemalige NBA-Star Dirk Nowitzki in der Dokumentation.

Als sich die Kanzlerin meldete

Michael Schumacher sorgte für Rekorde auf der Strecke, er bescherte den Sendern Topquoten und den Veranstaltern volle Ränge, er sorgte für ungebremste Bewunderung weltweit, aber auch heftige Kontroversen. Am Tag nach dem schwersten Unfall seines Lebens meldete sich sogar die damalige Kanzlerin. Seit diesen Tagen Ende 2013 ist Michael Schumacher jedoch aus der Öffentlichkeit verschwunden. Seit jenem 29. Dezember 2013, als er sich beim Skifahren in Frankreich ein schweres Schädel-Hirn-Trauma zugezogen hatte.

Februar 2016. „Natürlich fehlt Michael an Tagen wie heute“, sagt Managerin Kehm. In Marburg wird eine Ausstellung eröffnet. Man könne nur geduldig hoffen und ihn bei allem unterstützen, „dass er eines Tages wieder dabei sein wird“. Drei Jahre werden die teils exklusiven Exponate aus dem Besitz der Familie Schumacher gezeigt, wegen des Andrangs wird die Ausstellung sogar verlängert.

Jubel im Ferrari-Rot: Michael Schumacher feiert seinen Sieg beim Großen Preis von Spanien in Barcelona 1996.
Jubel im Ferrari-Rot: Michael Schumacher feiert seinen Sieg beim Großen Preis von Spanien in Barcelona 1996.

Seit Juni 2018 gibt es die Dauerausstellung „Private Collection“ in der Motorworld Köln. Unweit der Heimat des Rheinländers, nicht weit von der Kartbahn in Kerpen, auf der die Karriere von Michael Schumacher ihren Anfang genommen hatte. Die Hoffnung, dass Michael Schumacher eines Tages wieder dabei sein würde, hat sich bis heute nicht erfüllt. Auch nicht im Juli vergangenen Jahres.

2022: NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst bei der Preisverleihung seines Landes mit Corinna Schumacher und deren Tochter Gina.
2022: NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst bei der Preisverleihung seines Landes mit Corinna Schumacher und deren Tochter Gina.

Diesmal nehmen Ehefrau Corinna und Tochter Gina die Ehrung stellvertretend entgegen. Michael Schumacher wird mit dem Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen ausgezeichnet. „Ich hoffe, wir alle hoffen, dass der große Kämpfer Michael Schumacher weiterkämpft, niemals aufgibt, dass er vorankommt auf dem so schweren Weg, auf dem er sich befindet“, sagt Ministerpräsident Hendrik Wüst in seiner Rede. Als der Applaus bei der Übergabe noch mal lauter wird, sich die geladenen Gäste von ihren Stühlen erheben, kann Corinna Schumacher die Tränen nicht mehr zurückhalten.

Privatsphäre und Werte

Es ist nicht bekannt, wie es Michael Schumacher heute wirklich geht. Die Familie schirmt ihn seit dem Skiunfall in Méribel ab. Trotz Helmes hatte er sich schwere Hirnverletzungen zugezogen. Er war am Rand der Piste bei einem Schwung gegen einen leicht eingeschneiten und nicht sichtbaren Stein geprallt, ausgehebelt worden und mit dem Kopf auf einen anderen Stein geprallt. Tage des Kampfes gegen den Tod begannen, Tage mit riesigem Medienauflauf vor dem Krankenhaus in Grenoble und teils absurden Versuchen, an Informationen zu bekommen. Seit Jahren veröffentlicht die Familie keine Details mehr zum Zustand von Michael Schumacher. Am 3. Januar wird er 55 Jahre alt.

„Es ging immer darum, Privates zu schützen“, erklärte der Medienanwalt der Familie Schumacher, Felix Damm, im Oktober in einem Interview dem „Legal Tribune Online“. „Darüber, wie das möglich ist, haben wir natürlich viel diskutiert. So haben wir auch mal überlegt, ob eine finale Meldung über den Gesundheitszustand von Michael hierfür der richtige Weg sein könnte“, sagte Damm: „Doch danach wäre ja nicht Schluss gewesen und es hätten dann permanent aktualisierte 'Wasserstandsmeldungen' erfolgen müssen. Denn als Betroffener hat man es nicht in der Hand, den Medien damit einen Schlussstrich zu verordnen.“

Michael Schumachers Familie macht das, was er in seiner Karriere auch machte: die Familie schützen. Es gab den Rennfahrer Michael Schumacher: kompromisslos, nur auf Sieg getrimmt, besessen von Erfolg. Ohne Helm, ohne Rennanzug war Michael Schumacher einfach nur der Mensch und Familienvater Michael Schumacher. Die Grenze für die Öffentlichkeit kam kurz nach den Reifenstapeln.

Die ganz besondere Schumi-Mischung

Er verkörpere auch Werte, die die Formel 1 transportiere, sagt Managerin Kehm: „Streben nach Exzellenz, nach Perfektion, Zukunftsglaube, Fortschritt. Dazu kommt dann die menschliche Seite und dass er immer bei sich geblieben ist. Sein Kampfgeist, sein Arbeitsethos, sein Harmoniebedürfnis, aber auch seine Härte und Sturheit und auch mal Rücksichtslosigkeit. Das alles macht eine ganz besondere Mischung, die, glaube ich, die Basis für die Faszination ist, die er auslöst.“

Eine Faszination, die nach seinem ersten Rücktritt nach der Saison 2006 allenfalls pausierte. Schumacher genoss die Zeit mit der Familie, ohne den Dauerdruck des Erfolgs, den er selbst sich auferlegt hatte. Doch dann machte Schumacher mit einem Motorrad-Unfall Schlagzeilen. Im Februar 2009 stürzte er im spanischen Cartagena. Seinen geplanten Start beim Auftaktrennen der Internationalen Deutschen Motorradmeisterschaft auf dem Lausitzring hatte er danach absagen müssen.

Wie schwer er sich damals verletzt hatte, wurde erst Monate später bekannt: Fraktur des 7. Halswirbels und der ersten Rippe links, Fraktur im Bereich der Schädelbasis und eine in der Halswirbelsäule. Nach eigenen Worten erlebte Schumacher damals den vielleicht härtesten Moment, „den ich in meiner Karriere hatte“. Es war Mitte August 2009, die 77-minütige Pressekonferenz in einem Nobelhotel in Genf wurde weltweit beachtet.

Mit dunklen Ringen unter den Augen und einem gezwungenen Lächeln musste er sein Sensationscomeback in der Formel 1 für Ferrari absagen, nachdem sich Schumachers einstiger Teamkollege Felipe Massa in Ungarn schwer am Auge verletzt hatte. „Ich fühle mich nicht in der Lage, jetzt über die Zukunft nachzudenken“, sagte Schumacher. Gut vier Monate später verkündeten Schumacher und Mercedes die Rückkehr des Rekordweltmeisters in die Formel 1.

Der Abschied 2012

Und wieder stand er im Mittelpunkt, obwohl das nie der Antrieb Schumachers war. Einen Sieg schaffte er in den drei Aufbaujahren der Silberpfeile nicht mehr. Am 25. November 2012 verabschiedete er sich endgültig aus der Formel 1. Der „Gladiator geht in Ruhestand“, schrieb damals die „Times“. Doch gerade in seiner Comeback-Zeit hatte sich Schumacher nahbarer präsentiert, menschlicher, sensibler auch für die Öffentlichkeit.

Parallel zum Ende der Ära Schumacher setzte Kumpel Sebastian Vettel mit seinem dritten WM-Triumph seine erfolgreichste Formel-1-Zeit fort: „Manchmal fing ich an zu vergessen, dass er der Michael war, den ich als Kind noch so bewunderte. Es war nicht derselbe Michael, denn du lernst ihn kennen und dann siehst du ihn zuerst als Person und nicht seine Erfolge.“

Michael Schumacher. Mehr als ein Name, mehr als ein ehemaliger Rennfahrer.

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